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Förderung für
den Waldbesitz

Die Wildkatze im Revier Nuhne

Teil 1

12.09.24Waldblatt

Die Wildkatze ist eine typische Art unserer Wälder. Ihre Population hat sich seit dem Jahr 2000 deutschlandweit positiv entwickelt. Damit geht die Entwicklung einher mit anderen waldgebunden Tierarten wie dem Schwarzstorch und belegt die große ökologische Wertigkeit bewirtschafteter Wälder.

Mit dem Projekt „Wildkatzenwälder von Morgen“ möchte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Wiederausbreitung der Wildkatze voranbringen und gleichzeig die Biodiversität sowie die Klimaresilienz der Wälder fördern. Frau Dr. Thiel Bender vom BUND hatte einen Aufruf gestartet und Revierleitungen in Nordrhein-Westfalen um Unterstützung gebeten. Im Revier Nuhne sind große Flächen als FFH-Gebiete ausgewiesen und rund 2/3 der Fläche liegen im Vogelschutzgebiet Medebacher Bucht. Es bietet somit gute Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit.

Zunächst musste die Wildkatze nachgewiesen werden. Für einen gesicherten Nachweis ist ein Gentest erforderlich. In der Rasterkarte des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW wurde die Wildkatze für diese Region bisher noch nicht nachgewiesen.

Im Frühjahr 2023 wurden in Zusammenarbeit mit dem BUND Baldrian-Lockstöcke über das Revier verteilt aufgestellt. Baldrian ist ein Stoff, der insbesondere männliche Wildkatzen während der Paarungszeit anlockt. Die Wildkatzen reiben sich an den Stöcken. Dort anhaftende Haare können dann als Nachweis herangezogen werden und dienen nachfolgend auch zur Identifizierung der einzelnen Individuen. Da die Paarungszeit schon weit vorangeschritten war, fiel die Ausbeute gering aus. Die vom Senckenberg Museum ausgewerteten Haarproben ergaben jedoch einen Treffer.

Im Januar 2024 wurden die Stöcke erneut mit Baldrian versehen und um zwei Lockstöcke erweitert. Da in diesem Jahr früh genug mit der Maßnahme begonnen wurde, konnten etliche Haarproben eingesammelt werden. Parallel wurde eine Wildkamera eingesetzt. Alle der Wildkatze zuzuordnenden Haarproben waren von Kudern, also männlichen Tieren. Ein besonders wanderfreudiger Kuder wurde an mehreren Pflöcken mit 8 Kilometer Luftlinienentfernung und viel Offenland dazwischen nachgewiesen.

Um den Lebensraum der Wildkatze zu verbessern und zu erweitern, sind verschiedene Maßnahmen geplant:

  • Anlage und Pflege von Hecken und Waldrändern
  • Schaffung von Unterschlupfmöglichkeiten durch Anlage von Holzpoltern abseits von Wegen
  • Biotopverbund durch so genannte Trittstein-Biotope

Zur Umsetzung dieser Maßnahmen im Privatwald können Fördergelder eingesetzt werden. Außerdem bietet Wald und Holz NRW im Forstlichen Bildungsprogramm im Oktober ein Seminar zu „Alltagstauglichen Praxisbeispielen zum Schutz der Europäischen Wildkatze“ an.

Eine große Gefahr für die Wildkatze stellen Knotengeflechte dar, wie sie derzeit häufig um Wiederbewaldungsflächen aufgebaut werden. Beim Überstieg können sich die Tiere sehr leicht verfangen. Besonders die Version „hasendicht“ wird dann zur Todesfalle. Hier können hölzerne Überstiege eine wirkungsvolle Lösung sein.

Auf der Internetseite des BUND-Landesverbandes NRW gibt es umfangreiche Informationen, Hinweise und Tipps zur Förderung der Wildkatze.

In der nächsten Waldblatt-Ausgabe werden konkrete Maßnahmen zur Förderung der Wildkatze, deren Kosten und Finanzierung vorgestellt.

Autor: Jürgen Reinecke, Wald und Holz NRW


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