Urbane Wälder
Räume biologischer Vielfalt und sozialer Begegnung
Im Dreiklang von Ökologie, Ökonomie und Sozialem offenbart sich die forstliche Nachhaltigkeit: unsere Wälder sind multifunktional. Im Ballungsraum stehen sie - räumlich zum Teil eng verzahnt mit grauer Infrastruktur - für Erholung, Gesundheit, Lebensqualität, Bewegung, Begegnung, Naturerfahrung, Nachhaltigkeit, Heimat, biologische Vielfalt, Umwelt- und Naturschutz, Bodenschutz, Klimaschutz. In der dicht besiedelten Metropolregion Ruhr setzen unsere Wälder einen Kontrapunkt zu einem naturfernen, technisierten und geregelten Alltag. Sie verbessern die Lebensqualität in den Städten und machen diese lebenswert.
Urbane Wälder sind wichtige Lernräume für Menschen, von denen besonders Kinder profitieren. Kinder brauchen für eine gesunde Entwicklung die Möglichkeit, sich frei entfalten zu können und Wasser, Boden, Pflanzen und Tiere mit allen Sinnen zu erleben und zu begreifen. Das freie Spiel in der Natur fördert Eigenverantwortung, Sozialverhalten, Phantasie und Kreativität sowie die motorischen Fähigkeiten und weckt Verständnis für die natürlichen Grundlagen und Zusammenhänge.
Urbane Wälder fördern die Gesundheit: Sie verbessern Luftqualität und Stadtklima, sie bieten Raum für Erholung, Sport und Freizeitgestaltung. Regelmäßige Waldbesuche können Stress abbauen und die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit fördern.
Urbane Wälder sind Räume der Begegnung, Integration und Teilhabe: sie fördern den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Standorte urbaner Wälder sind häufig durch Menschen stark verändert, sie bieten verschiedene Bedingungen auf kleinstem Raum. Sie weisen eine hohe Strukturvielfalt auf und bieten vielen Tier- und Pflanzenarten wichtige Ersatzlebensräume. Mit ökosystemaren Leistungen wie Frischluftzufuhr und Temperaturausgleich tragen Wälder im Ballungsraum zur Klimafolgenanpassung bei. Neben den bewirtschafteten Wäldern im Ballungsraum sind unsere Wälder ohne Pflegemaßnahmen kleine Wildnisgebiete und entfalten eine dynamische Entwicklung; beide Formen urbanen Waldes sind für dessen spezifische Leistungen und die biologische Vielfalt unverzichtbar.
Urbane Wälder sind wesentlicher Teil der grünen Infrastruktur. Die Sicherung und Entwicklung urbaner Wälder ist Daseinsvorsorge.
Bildergalerie
In einer Zeit der Entfremdung des Menschen von der Erkennung und Erfahrung natürlicher Vorgänge, bietet Wald hervorragende Möglichkeiten, Naturgesetzmäßigkeiten wahrzunehmen.
Wald ist der beste „Lernort Natur“. Dieser Erkenntnis fühlt sich Wald und Holz NRW verpflichtet. Ein Schwerpunkt der waldbezogenen Umweltbildung im Ruhrgebiet findet in der „Forststation Rheinelbe“, einem besonderen Forsthaus inmitten der gleichnamigen Industriewaldfläche, statt.
Dieser Wald ist Teil des Industriewaldprojekts Ruhrgebiet.
Dort bieten wir individuell gestaltete Erlebniswanderungen für Kinder- und Erwachsenengruppen an. Beispielhafte Themen lauten: Naturentwicklung, Landschaftskunde, Waldentwicklung in der Stadt, Zechenwaldhistorie, Rolle der Förster, etc.
Im Mittelpunkt des Exkursionsangebotes für Kinder steht dabei der ungezwungene, erlebnisorientierte Aufenthalt in der Natur, der – neben dem Erwerb von Wissen – Raum bietet für Bewegungsförderung, Sprachförderung, Kreativität, Integrationsförderung, Entwicklung sozialer Kompetenzen und das „Kinderseele baumeln lassen“.
Das Walderlebnisangebot besteht ganzjährig und ist besonders geschätzt im Kindergarten- und Grundschulalter. Mehrere Einrichtungen in der Umgebung nutzen das Angebot als festen Teil ihres Lern- und Bildungsprogramms.
Über das kostenlose Wald-Umweltbildungsangebot hinaus starten von hier aus auch Führungen zu Themen urbaner Wälder in ihrer Entstehung und Gestaltung.
Etablierte Themen sind
- Wald als Folgenutzung alter Industriestandorte (Industriewaldprojekt)
- Flora und Fauna im städtisch geprägten Sukzessionswald
- Waldpädagogik zur Förderung sozialer Kompetenzen
Über die Führungen hinaus bietet Wald und Holz NRW in der Forststation auch die Raumanmietung für wald- oder umweltbezogene Veranstaltungen bis zu 50 Personen an.
Kosten für die Rauminanspruchnahme erfolgen nach individueller Vereinbarung.
Das Projekt "Industriewald Ruhrgebiet"
Dieses Projekt geht auf die Internationale Bauausstellung Emscher-Park zurück, die von 1989 bis 1999 für die Erneuerung von Altindustrieflächen im nördlichen Ruhrgebiet durchgeführt wurde.
Leitidee des Industriewaldprojektes ist, dass sich Natur auf brachliegenden Flächen nach kurzer Zeit von selbst entwickelt. Dabei entstehen nicht nur neue Erholungsräume für die Bevölkerung sondern auch Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Mit seinen unterschiedlichen Entwicklungsstadien zwischen rudimentärer Spontanvegetation bis zur geschlossenen Waldbildung ist dieser Industriewald ein herausragendes Refugium für Biotop- und Artenschutz,
Wald und Holz NRW betreibt das Industriewaldprojekt auf eigenen und Vertragsflächen der Kommunen und Industrie- Nachfolgeorganisationen. Heute betreut das Projekt 13 Einzelflächen mit mehr als 200 ha. Das Potential solcher Flächen im Ruhrgebiet liegt aber weit darüber hinaus.
Fünf parallel wirkende Effekte stehen in dem Programm im Vordergrund
- Biotop- und Artenschutz auf den sich sehr differenziert entwickelnden Böden und Entwicklungsstadien
- Beitrag zur Entwicklung einer „grünen“ Kulturlandschaft im Ballungsraum
- Öffnung ehemals eingezäunter Industriebrachen im unmittelbaren Lebensumfeld der Bevölkerung
- Künstlerische Gestaltung im Spannungsfeld von Industrie und Freiraum
- Ökologische, sozialwissenschaftliche und nutzungsorientierte Primärwald-Begleitforschung
Nach einer langen Zeit der natürlichen Entwicklung vom industriell belasteten Rohboden bis zum geschlossenen Hochwald zeigen sich in vielen Fällen besondere Funktionen, die dieser Pionierwald zu erfüllen vermag. In diesen besonderen Fällen kann dann lenkend in die Sukzession eingegriffen werden. Beispielhaft gilt dies für Erholung und Kulturlandschafts-, Natur-, Wasser- oder Bodenschutzfunktionen.
Weitere Informationen
Das Industriewaldprojekt wird vom „Verein Industriewald Ruhrgebiet e.V.“ begleitet, dessen Geschäftsführung zur Zeit bei der Schwerpunktaufgabe angesiedelt ist.
Die Plattform Urbane Waldnutzungen kann neben der Erarbeitung von Waldbewirtschaftungsempfehlungen im urbanen Umfeld oder von Kommunikationsstrategien auch nach außen hin Lobby für urbane Wälder sein.
Durch die Beteiligung der unterschiedlichen Wald-Protagonisten im urbanen Raum können und sollen Netzwerke entstehen, die trotz Berücksichtigung begrenzter Ressourcen der besonderen Bedeutung urbaner Wälder Rechnung tragen. Der Ursprung einer solchen Plattform lag in der Projektentwicklung des Emscher Landschaftsparks (ELP).
Gedacht als Kommunikationsplattform aller waldbezogenen Interessengruppen sollte sie sich mit folgenden Themen beschäftigen:
- Neuer Industriewald – Flächen, Kategorien und Modelle
- Waldnutzung im Emschertal – Parkaufbau zwischen Pflege und Nutzung
- Waldinseln im Osten des ELP – neues Verhältnis Wald zu Wald-Offenland
- Energiewald – urbane Primärproduktionen als Geschäftsfeld und Parkbaustein
- Aneignungswald – neue urbane Nutzerinnen und Nutzer sowie Nutzergruppen
- Dialog ELP und Forstämter – Ausbau des Dienstleistungsspektrums
In den Jahren 2003 bis 2009 haben 4 Tagungen zur Plattform Urbane Waldnutzungen stattgefunden:
- 7.4.2005: Auftaktveranstaltung der Plattform
- 23.11.2005: zu den Themen „Urbane Forstwirtschaft, Neuer Industriewald, Biomassenutzung im urbanen Raum und Aneignungswald“
- 30.11.2006: mit Schwerpunkt „Industriebrachen als Biomassestandort“ (Zeche und Halden Lohrberg in Dinslaken)
- 23.4.2009: Vorbereitung des Projektes i.R. der Kulturhauptstadt 2010 „zwei Berge – eine Kulturlandschaft“ im Industriewald Rheinelbe und Hof Budde auf dem Mechtenberg
2015 wird die Tagungsreihe wieder aufgenommen und dann in jährlicher Wiederkehr als Jahrestagung der Plattform etabliert („Die Gelsenkirchener Stadtwaldtage“). Die Tagungsergebnisse sollen unmittelbar in strategisches und administratives Handeln münden. Die Plattform kann dann ein wichtiges Angebot durch Wald zum Strukturwandel im Ruhrgebiet bieten.
Weitere Informationen
Waldpädagogischer Unterricht in Schulen
Wald und seine besondere Bedeutung für uns Menschen zu verstehen, ist eine Aufgabe, die sich erfahrungsgemäß besonders gut im Grundschulalter vermitteln lässt. In dem Alter sind Kinder besonders aufnahme- und begeisterungsfähig für Natur und speziell für Walderlebnisse.
Der kostenfrei angebotene Waldunterricht beschränkt sich nicht auf diese Altersstufe; so sind auch Projektwochen in weiterführenden Schulen im Ruhrgebiet gefragt und werden von uns gestaltet. Die Themen werden dort individuell vorbesprochen, insbesondere ab Jahrgangsstufe 7.
Angebote in Förderschulen werden vor den Unterrichtseinheiten mit den LehrerInnen besprochen, inwieweit besondere Voraussetzungen zu berücksichtigen sind. Es gibt im Prinzip keine Einschränkung für bestimmte Förderschulen. Alle Themen werden in allen Schulformen spielerisch aufgearbeitet, so dass die Kinder mit Begeisterung bei der Sache sind und im Spiel Lernerfolge erzielen.
Ein Unterrichtsmodul erstreckt sich über jeweils 2 Schulstunden. Für jede Klasse gibt es in der Regel 2 Module.
Modul 1: Die Tierpräparate der Wanderausstellung sind „Türöffner“ für Themen der Kreisläufe in der Natur, vom Wachsen und Vergehen im Wald und der Försterarbeit.
Modul 2: Wiederum findet man über Tiere und Tierpräparate Eingang zu Themen des Gleichgewichtes und Nahrungsketten in der Natur, zu Anpassungsstrategien der Natur an ihr Umfeld und zu Zielen der Jagd.
In der Regel werden in der Grundschule alle Jahrgangsstufen durchgängig beschult, in Jahrgangsstufe 1 und 2 in einem zusammengefassten Modul.
Die Unterrichtszyklen sind verbunden mit einer Wanderausstellung, die zu Beginn des Aufenthaltes in der Schule aufgebaut und für einen Zeitraum von ca. 2 Wochen (je nach Größe der Jahrgangsstufen) in der Schule bleibt. Auf- und Abbau sowie die Wanderausstellung selber sind für die Schulen ebenfalls kostenfrei. Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit von Wald und Holz NRW, der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und der Haus-Vogelsang GmbH erstellt. In den weiteren Schulformen wird das Angebot auf den angemeldeten Bedarf ausgerichtet.
Neben Unterricht wird waldbezogene Umweltbildung auch in Form von Waldjugendspielen angeboten. Besondere Chancen werden in der Jugendarbeit für heranwachsende Schüler gesehen, für die Wald spannende Erfahrungsorte bereithalten kann. Hier kann Waldpädagogik neben kultureller Arbeit auch Sozialarbeit leisten.
Waldjugendspiele
Den Wald spielerisch im Klassenverband zu erfahren ist Ziel der jährlich stattfindenden Waldjugendspiele. Diese werden jedes Jahr in Zusammenarbeit mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald an verschiedenen Orten im Ruhrgebiet durchgeführt. Auskunft über die Termine und Spielorte geben die zuständigen Forstbetriebsbeamten im Forstamt sowie Wilfried Schmidt.
Die Kinder – vorwiegend Grundschüler der Jahrgangsstufen 3 und 4 – sollen auf einem etwa 2 km langen Parcour mit ca. 10 Stationen mit Geschick, Beobachtungsgabe und dedektivischem Spürsinn bestimmte Aufgaben lösen, die im Zusammenhang mit dem Ökosystem Wald stehen. Einige Arten werden erfragt oder ertastet und die Kinder erhalten auch Einblicke in die Arbeit des Försters und in die Waldarbeit. Im Mittelpunkt stehen das Naturerlebnis und das selbständige Erarbeiten von Einblicken in natürliche Zusammenhänge.
Die geeigneten Wälder und der Parcour werden vom Forstamt ausgewählt. Je vielseitiger die Waldjugendspiele angelegt sind, desto größer ist die Begeisterung. Und dann ist dieses Erlebnis im Wald einer der Höhepunkte im Schuljahr.
Weiterführende Links
Adresse
Landesbetrieb Wald und Holz NRW
Forststation Rheinelbe
Virchowstr. 123
45886 Gelsenkirchen-Ückendorf
Tel: 0209 – 1474844
Fax: 0209 – 1474845