Der Wald in NRW
Nordrhein-Westfalen ist mit mehr als 18 Mio. Einwohnerinnen und Einwohnern das bevölkerungsstärkste Bundesland Deutschlands. Es erstreckt sich über eine Fläche von 3,4 Mio. Hektar. Der Wald nimmt mit ca. 934.800 Hektar etwa 27 Prozent der Fläche ein. Dabei ist der Anteil des Privatwaldes mit 64 Prozent höher als in jedem anderen Bundesland. Im Industrieland Nordrhein-Westfalen erfüllt der Wald wertvolle Erholungs- und Schutzfunktionen und ist dabei gerade auch für die biologische Vielfalt unersetzlich. Zugleich hat der Wald in NRW aber auch eine große ökonomische Bedeutung.
Der Wald im Fokus
Der Wald, von vielen Menschen als der Inbegriff der ungestörten Natur empfunden, ist nicht nur Lebensraum für seine spezielle Tier- und Pflanzenwelt und wichtige CO2-Senke, sondern auch eine seit Jahrhunderten vom Menschen geprägte Kulturlandschaft, also Wirtschaftsraum und Wirtschaftsfaktor und darüber hinaus heute - besonders in Deutschland - Erholungs- und Freizeitraum. Im bevölkerungs- und privatwaldreichsten Bundesland NRW zum Beispiel nehmen die Menschen den Wald als Allgemeingut wahr, auch ohne die besondere Situation der verschiedenen Waldbesitzformen in NRW zu kennen.
Wirtschaftskraft für Umwelt und Mensch
Mit rund 250.000 Beschäftigten und mehr als 30 Mrd. Euro Jahresumsatz hat die Forst- und Holzwirtschaft heute eine marktführende Bedeutung. Holz ist unser wichtigster, umweltfreundlicher und nachwachsender Rohstoff. Mit einem Anteil von zwei Dritteln ist die Sägeindustrie Hauptkunde der Forstwirtschaft. Rund ein Viertel des Holzes wird in der Spanplatten- bzw. Papierproduktion eingesetzt. Aber auch stoffliche und chemische Nutzung nehmen an Bedeutung zu. Durch seine flächendeckende Präsenz und seine zukunftsorientierte Ausrichtung nimmt Wald und Holz NRW eine wichtige Rolle im Cluster Forst und Holz ein.
Lebensraum für Tiere und Pflanzen
Standortgerechte, naturnahe Bewirtschaftung bewahrt den Kreislauf der Natur und sichert einen lebendigen, gesunden Wald für nachhaltigen Nutzen. Mehr als 70 Prozent der Landeswaldfläche sind als Landschafts- oder Naturschutzgebiete bzw. FFH- oder Vogelschutzgebiete ausgewiesen. Die nordrhein-westfälischen Wälder bieten Tieren und Pflanzen einen vielfältigen Lebensraum. Der Wald hat zudem eine herausragende Bedeutung für die Trinkwasserversorgung in Nordrhein-Westfalen. Ein Großteil der nordrhein-westfälischen Talsperren liegt in den waldreichen Regionen des Landes.
Erholungsraum für alle
Ob für Wanderungen, Radtouren, Skilanglauf oder Jogging: Der Wald ist ein wichtiger und beliebter Erholungsraum. Wald und Holz NRW unterstützt die Umweltbildung und den Tourismus durch Angebote der Jugendwaldheime, der Waldinformationszentren und der Ranger. Die Einrichtungen bieten vielseitige Programme mit Führungen, Lehr- und Erlebnispfaden sowie thematischen Veranstaltungen im Wald.
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Flächendaten
- Nordrhein-Westfalen hat eine Gesamtfläche von 34.085,27 km² oder 3.408.527 ha.
- Davon sind ca. 26,9 % oder 934.800 ha Waldfläche.
- Zum Vergleich: Der Anteil der landwirtschaftlichen Fläche beträgt ca. 50 %, entsprechend 1.704.000 ha.
Zur Waldbesitzverteilung
- Der Privatwaldanteil liegt bei 64 % oder 592.900 ha der Gesamtwaldfläche.
- Der Gemeinde- und Körperschaftswald beträgt ca. 20 % oder 178.900 ha.
- Der Staatswald des Landes Nordrhein-Westfalen beträgt ca. 13 % oder 119.100 ha.
- Bundeswald ist mit ca. 3 % oder 24.900 ha vertreten.
Statistik
- Es gibt ca. 17,9 Millionen Einwohner in Nordrhein-Westfalen.(Quelle: IT.NRW 2016)
- Die Waldfläche pro Einwohner beträgt demnach ca. 532 qm (LWI²).
- Die Zahl der privaten Waldbesitzenden liegt bei ca. 152.000.
- Die durchschnittliche Forstbetriebsfläche der Waldbesitzenden liegt bei 4 ha.
- Die betreute Waldfläche liegt bei ca. 378.540 ha.
- Es gibt derzeit ca. 624 Forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse
- Die Verwaltungsjagdfläche beträgt ca. 46.100 ha.
Zur Baumartenverteilung
- Die Buche ist mit 16 % oder ca. 146.500 ha der Gesamtwaldfläche vertreten,
- die Eiche mit 16 % oder ca. 146.500 ha,
- anderes Laubholz mit 20 % oder ca. 183.200 ha.
- Die Fichte ist mit 37 % oder ca. 338.850 ha vertreten,
- Kiefer, Lärche, Douglasie mit 11 % oder ca. 100.750 ha.
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Der landeseigene Wald Nordrhein-Westfalens
Der Staatswald hat für die Menschen in Nordrhein–Westfalen eine besondere Bedeutung. Mit einer Fläche von 118.000 ha besitzt das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen einen vergleichsweise kleinen landeseigenen Forstbetrieb, der nur 13% der Gesamtwaldfläche einnimmt.
Die Staatswaldschwerpunkte liegen in der Rheinschiene, der Eifel, am Niederrhein, in Ostwestfalen und in Südwestfalen und sind rund um die Verdichtungsräume an Rhein und Ruhr angeordnet. Sie reichen vom Ballungsraum bis zum Teil tief in die ländlichen Räume.
Entsprechend bedeutungsvoll sind diese Staatswaldflächen einerseits für die Erholung der etwa 18 Mio. überwiegend in urbanen Räumen lebenden Menschen, aber auch für den Natur- und Artenschutz in NRW. Bei den Flächen handelt es sich zum weit größten Teil um mehr als 200 Jahre alten Staatswald aus der Säkularisation oder gar ehemals landesherrlichen Besitz. Ein geringerer Teil wurde im Laufe der Jahrzehnte zur Verbesserung von Grundstücks- und Grenzverläufen (Arrondierung) aus Privatbesitz angekauft.
Die Naturnähe des NRW-Staatswaldes ist mit deutlich mehr als 50% Laubwaldanteil und einem Mischwaldanteil von etwa zwei Dritteln überdurchschnittlich, etwa die Hälfte des Staatswaldes sind FFH- und Naturschutzgebiete. Auf dem weit überwiegenden Teil der Staatswaldflächen erfolgt die Bewirtschaftung mit multifunktionaler Zielsetzung, es werden nebeneinander und synergetisch Holznutzung und Schutz- und Erholungsleistungen aus einer Hand durch die Försterinnen und Förster erbracht. Lediglich auf Flächen des Nationalparks Eifel, in Naturwaldzellen, Wildnisgebieten und in Sonderbiotopen erfolgt keine Holznutzung. „Schutz durch Nutzung“ lautet insgesamt der beherrschende Grundsatz, mit dem in Zukunft auch den Herausforderungen des Klimawandels aktiv und für andere Waldbesitzarten in NRW beispielhaft begegnet werden soll.
Aus dieser Situation ergeben sich umfassende ökologische, soziale und ökonomische Anforderungen an eine moderne nachhaltige Bewirtschaftung des Staatswaldes in NRW. Die Umsetzung einer solchen ökonomisch erfolgreichen und dabei sozial und ökologisch nachhaltigen Waldbewirtschaftung im Staatswald wird durch entsprechende Zertifikate nachgewiesen. So ist der Landeseigene Forstbetrieb gegenwärtig nach den Standards beider großer Forstzertifizierungssysteme (PEFC® und FSC®*) zertifiziert.
*(FSC®-C106889)
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Was ist die Bundeswaldinventur und warum wird sie gemacht?
Die Bundeswaldinventur, kurz BWI, wird alle zehn Jahre durchgeführt. Ziel dieser Inventur im Wald ist es, ähnlich einer Inventur in einem Supermarkt, alle vorhandenen Bestände, in diesem Fall Waldbestände, zu erfassen. Die aktuelle Inventur ist die dritte, bundesweite Inventur des Waldes, deswegen BWI 3. Da bereits die zweite BWI die neuen Bundesländer erfasste, kann erstmals eine Entwicklung der Wälder auf Bundesebene dargestellt werden, indem die Ergebnisse der BWI 3 mit denen der BWI 2 verglichen werden.
Aus der Erfassung des Bestandes und der Entwicklung, können wichtige Rückschlüsse zur nachhaltigen Nutzung und zum Schutz des Waldes gezogen werden. Dies ist besonders wichtig, da diese Erkenntnisse Grundlage für umweltpolitische Entscheidungen sind. Außerdem dienen die Ergebnisse zur Kontrolle und weiteren Optimierung der Waldbewirtschaftung. Dies ist vor Allem wichtig für die Förster, Waldbesitzer, Naturschützer, Betriebe die Holz ver- und berarbeiten und für all die Menschen, die gerne im Wald sind, um sich zu erholen.
Wer und was steht hinter der BWI?
Die Durchführung einer Inventur ist fest im Bundeswaldgesetz verankert. Federführend ist das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Mit der Durchführung und Steuerung ist das Thünen-Institut für Waldökosysteme in Eberswalde betraut. Das Thünen-Institut ist vor allem für die Verarbeitung der großen Datenmengen verantwortlich.
Große Datenmengen? In jedem Bundesland sind seit 2012 Inventurteams durch die Wälder gezogen, und haben an vorher festgelegten Punkten zahlreiche Parameter aufgenommen, wie Höhe und Durchmesser der Bäume oder zu welchen Arten die Bäume gehören. Diese Daten wurden dann dem Thünen-Institut zur Verfügung gestellt.
In NRW waren insgesamt 3 Inventurteams mit je zwei Personen mit den Erhebungen beauftragt. Hinzukommt ein Kontrollteam von Wald und Holz NRW, welches durch eine stichprobenhafte Überprüfung einzelner Aufnahmepunkte die Einheitlichkeit der Methode absicherten. Koordiniert wurden die NRW-weiten Aufnahmen durch die Inventurleitung, zwei Mitarbeiter von Wald und Holz NRW.
Eine Inventur des Bundes – Warum dann diese Seite?
Aus der Bundeswaldinventur lassen sich auch Aussagen für die einzelnen Bundesländer treffen. Für Nordrhein-Westfalen hat dazu eine Arbeitsgruppe die für NRW wichtigsten Ergebnisse herausgestellt, aufgearbeitet und hier bereit gestellt.
Was kann die BWI 3 für NRW leisten und was nicht?
Die BWI 3 beantwortet wichtige, zum Teil sehr grundsätzliche Fragen zum Wald in Deutschland.
- Wie viel Waldfläche gibt es überhaupt?
- Wie alt sind die Wälder?
- Welche Baumarten wie Buche, Fichte, Eiche oder Kiefer gibt es in unseren Wäldern?
- Welchen Anteil haben die Baumarten in den Wäldern?
Wie viel „Holz“ steht im Wald, das von Menschen für Möbel, Dachstühle, Bodenbeläge, zur Papier – oder Brennholzherstellung genutzt werden kann?
Dies ist nur ein Bruchteil der Fragen, die Expertinnen und Experten aus der BWI 3 heraus beantworten können.
Für die BWI 3 wurde ein Raster von 4 x 4 km über Deutschland gelegt, an dessen Eckpunkten die Messungen durchgeführt wurden. Die damit gewonnene Datengrundlage reicht für Aussagen auf Bundesebene aus und auch für die Bundesländer können Aussagen getroffen werden. Die BWI 3 kann aber keine Aussagen zu regionalen Entwicklung z.B. im Ruhrgebiet oder Sauerland geben. Auch Aussagen zu Unterschieden zwischen den Wäldern die Privatpersonen gehören (die meisten in NRW) und Wäldern die dem Land oder den Gemeinden gehören sind kaum möglich.
Ist die Bundeswaldinventur die einzige Erfassung unserer Wälder?
Nein. Neben der Bundeswaldinventur gibt es noch die Landeswaldinventur und den NRW-Waldzustandsbericht. Der jährlich herausgegebene Waldzustandsbericht sagt etwas über die Gesundheit unserer Wälder aus. Der Waldzustandsbericht wird in der Regel im November von den Hausspitzen des Umweltministeriums und des Landesbetriebes Wald und Holz Nordrhein-Westfalen vorgestellt.
Für die Landeswaldinventur werden in kürzeren Intervallen als bei der BWI frische Daten erhoben. Sie funktioniert ähnlich wie die Bundeswaldinventur, ist aber sehr viel genauer, da regional sehr viel mehr Probestellen ausgewertet werden. Das Proberaster ist 2*2 Kilometer. Die Landeswaldinventur bringt verlässliche Daten bis auf die regionalen Ebenen der Forstämter. Die Ergebnisse der aktuellen Landeswaldinventur 2014finden Sie hier.
Kernaussagen der Bundeswaldinventur 3 für NRW
Nordrhein-Westfalen und Kyrill
Die Spuren die Kyrill 2007 in NRW hinterlassen hat, sind nicht nur immer noch deutlich in den betroffenen Regionen zu sehen, sondern auch in den NRW - bezogenen Auswertungen der BWI 3. Kyrill hat das vielfache der im Regelfall jährlich geerntet Bäume umgeworfen. Dies macht sich vor allem bei den Holzvorräten unserer Wälder bemerkbar. Diese sind, entgegen dem Bundestrend, nicht gestiegen sondern gleich geblieben.
Die Waldfläche in Nordrhein-Westfalen ist gewachsen
Rund 11.000 Hektar Wald sind in den vergangenen zehn Jahren neu dazugekommen. Ein Erfolg in einem dicht besiedelten Industrieland wie NRW
Die Wälder in NRW sind vielfältiger geworden
Die Wälder – auch in NRW – sind baumarten- und strukturreicher geworden.
Die Wälder in NRW sind älter geworden
Das Alter der Bäume ist um 6 Jahre auf 75 Jahre angestiegen. Der Anteil an alten Laubbaum-Wäldern die älter als 140 Jahre sind, hat in den letzten 10 Jahren zugenommen. Alte Bäume sind besonders wichtig für den Schutz heimischer Tier- und Pflanzenarten.
Es gibt mehr Totholz in den nordrhein-westfälischen Wäldern
Das Totholz hat stark zugenommen und liegt bei insgesamt fast 21 Mio. m³ bzw. 23,8m³/ ha – den größten Anteil (61%) nimmt das Nadelholz ein. Hauptursache für die starke Zunahme an Totholz sind die verbliebenen Fichtenwurzelstöcke auf den Kyrillflächen.
Der Holzvorrat ist in NRW – im Vergleich zu einem Anstieg auf Bundesebene- gleich geblieben
Der gesamte Holzvorrat in NRW ist mit 271,4 Mio. m³ bzw. 311 m³/ha nahezu gleich geblieben. Einem Vorratsanstieg im Laubholz steht ein Rückgang von 8,6 Mio. m³ im Nadelholz entgegen.
75 % des genutzten Holzes ist Fichtenholz
Eine gute Konjunktur führte zu starker Nachfrage und zu hohen Preisangeboten, was wiederum hohe Einschlägen zur Folge hatte. Die Bilanz zwischen Zuwachs und Abgang ist im Nadelholz negativ.
Waldfläche und Baumarten
Waldflächenanteil
Die Gesamtwaldfläche in NRW beträgt ca. 910.000 ha und ist um 11.000 ha Hektaren leicht angestiegen. Diese Zunahme kann unter anderem darauf zurückgeführt werden, dass ehemals anderweitig genutzte Flächen aktiv aufgeforstet wurden oder industrielle Brachflächen z.B. auch im Ruhrgebiet, sich durch eine natürliche Sukzession, d.h. durch Samenanflug, natürlich bewalden.
NRW nimmt mit einem Waldanteil von 27 % der Landesfläche Rang 9 im Ländervergleich ein. Der Bundesdurchschnitt der Bundesrepublik liegt bei 32 %.
Aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte von knapp 18 Millionen entfallen auf jede Einwohnerin und jeden Einwohner in Nordrhein-Westfalen lediglich 518 m² Wald, zum Vergleich dazu lautet die durchschnittliche Zahl in Deutschland: 1.418 m², dies ist das Dreifache der Pro-Kopf-Zahl für NRW.
Baumartenzusammensetzung
Der Anteil der in NRW dominierenden Fichtenwaldflächen hat weiter um 5,9 % (rund 52.000 Hektar) abgenommen, dennoch hat die Baumart Fichte mit ca. 30 % aller Baumarten den höchsten Flächenanteil.
Der Flächenrückgang der Fichte ist im Wesentlichen zugunsten von Laubhölzern erfolgt, jedoch haben nicht nur die Hauptbaumarten Buche und Eiche davon profitiert, sondern insbesondere andere Laubbaumflächen mit niedriger und hoher Lebensdauer. Bei dem „anderen Laubholz mit niedrigerer Lebensdauer“ handelt es sich um Baumarten wie Birke, Erle, Pappel, Vogelkirsche oder Eberesche. Sie werden auch als Pionierbaumarten bezeichnet, da sie die ersten Sämlinge, also „Pioniere“ sind, die sich auf Freiflächen natürlich ansiedeln können. Esche, Ahorn, Hainbuche, Linden und Ulmen gehören beispielsweise zu den Bäumen mit hoher Lebensdauer.
Der hohe Anteil an diesen Baumarten ist damit zu erklären, dass sie auf den durch den Orkan Kyrill 2007 entstanden Windwurfflächen gute Ausgangsverhältnisse vorgefunden und dort die natürliche Wiederbewaldung einleitet haben.
Auch die hohen Flächenverluste der Fichte sind zum großen Teil auf den Orkan Kyrill zurückzuführen, der zu 90 % Fichtenbestände geworfen hat.
Darüber hinaus lässt sich daran jedoch auch das Ergebnis forstpolitischer Zielsetzung und Steuerung, den Laubholzanteil weiter zu erhöhen und somit die Bestände strukturreicher und naturnäher zu gestalten, erkennen.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die „Kyrill-Flächen“ – vor allem im Hinblick auf die „anderen Laubbaumarten“ – weiter entwickeln.
Waldaufbau und Alter
Waldaufbau
Ebenso wie in Deutschland sind auch die nordrhein-westfälischen Wälder insgesamt strukturreicher geworden. Das bedeutet, dass Reinbestände aus Nadelbäumen, zumeist der Fichte, im Vergleich zur BWI² um 23 % abgenommen haben. 39 % aller Wälder bestehen darüber hinaus aus mindestens zwei Baumschichten, ihr Anteil ist damit deutlich um 54 % angestiegen Der Anteil an Laubwäldern nimmt weiter zu, so dass das Laubwald/Nadelwaldverhältnis 57% zu 43% beträgt. Der ökologisch begründete und forstpolitisch seit Jahren eingeleitete und beabsichtigte Baumartenwechsel von Nadel- zum Laubholz setzt sich damit konsequent fort. Fast 80 % der jungen Waldbestände sind durch natürliche Verjüngung entstanden.
Alter
Das Alter der Bäume ist in den nordrhein-westfälischen Wäldern um durchschnittlich 6 Jahre angestiegen. Es liegt gemittelt für alle Baumarten bei durchschnittlich 75 Jahren. Dabei sind im die Laubbäume im Mittel 84 und die Nadelbäume 63 Jahre alt. Sowohl bei den Laub- als auch bei den Nadelbäumen sind die meisten Bäume in der Altersklasse zwischen 40 und 60 Jahren. Ein Alter von mehr als 120 Jahren erreichen hauptsächlich Laubwälder in NRW. Die alten Laubbaumbestände über 140 Jahre haben durchschnittlich um knapp 40% (38,25%) im Vergleich zur BWI² zugenommen
Naturnähe und Totholz
Naturnähe der Wälder
Insgesamt sind die Wälder in Bezug auf ihre Baumartenzusammensetzung naturnäher geworden und zwar insgesamt auf +34.000 Hektar Fläche. 40% der nordrhein-westfälischen Wälder sind in ihrer Baumartenzusammensetzung sehr naturnah (15%) bzw. naturnah (25%).
Totholz in den Wäldern
Der Totholzvorrat beträgt in NRW insgesamt fast 21 Mio. m³, dieses entspricht 23,8 m³ Totholz pro Hektar Wald.
Zum Thema Totholz wurden im Rahmen der Bundeswaldinventur unterschiedliche Kategorien gebildet und vor Ort aufgenommen.
- Totholzkategorien:
- liegend, ganzer Baum mit Wurzelanlauf
- liegend, Stammstück mit Wurzelanlauf
- liegend, Teilstück ohne Wurzelanlauf
- stehend, ganzer Baum
- stehend, Bruchstück, (Höhe 1,3 m)
- Wurzelstock, (Höhe < 1,3 m)
- Abfuhrrest (aufgeschichtet)
In NRW hat das Totholz im Vergleich zur BWI² stark zugenommen. Die Zunahme beträgt 6,9 m³/ha, davon 5,6 m³/ha Nadelholz. Diese Zunahme ist der Spitzenwert in Deutschland. Den größten Anteil am gesamten Totholz nimmt das Nadelholz mit 61 % ein. Die Zunahme des Totholzes aus Nadelbäumen ist zu einem großen Anteil eine Folge des Orkans „Kyrill 2007“. Denn auch nach der Beseitigung der Orkanschäden sind fast überall Fichtenwurzelstöcke auf den Flächen verblieben.
Holzvorrat
Das Holz auf unseren Waldflächen:
Der Holzvorrat
Der Holzvorrat in NRW ist mit 271,4 Mio. m³ insgesamt auf allen Waldflächen bzw. 311 m³ auf jedem Hektar Fläche nahezu gleich geblieben.
Alle Vorräte bei den Laubbaumarten haben an Holzmasse zugenommen.
Lediglich die Fichte und Kiefer zeigen einen Holzvorrats-Rückgang, der bei der Fichte mit -16% (oder -18,6 Mio. m³) so deutlich ausfällt, dass dadurch auch der Gesamtvorrat aller nordrhein-westfälischen Wälder nicht, wie der Bundesdurchschnitt, angestiegen ist.
Hauptursache des starken Vorratsrückgangs bei der Fichte ist wiederum der Orkan Kyrill gewesen, der große Mengen an Fichten geworfen hat (13,7 Mio. m³, 90 % Fi-Anteil von 15,7 Mio. m³ gesamt, siehe Kyrillbericht).
Betrachtet man jede Baumart für sich, so ist die Fichte jedoch nach wie vor die Baumart mit dem höchsten Holzvorrat (97 Mio. m³, 111 m³/ ha). Es folgen Buche (60 Mio. m³, 69 m³/ ha) und Eiche (46 Mio. m³, 53 m³/ ha).
Die höchsten Holzvorräte (125 Mio. m³ = 46 %) stehen in den Wäldern im Alter zwischen 40 und 80 Jahren.
Zuwachs und Nutzung
Wie viel Holz hinzukommt: Der Zuwachs
Der Gesamtzuwachs in NRW beträgt 9,4 Mio. m³ pro Jahr [in Vfm]. Davon nimmt der Fichtenzuwachs mit 4,6 Mio. m³ etwa die Hälfte ein.
Insgesamt beträgt der Zuwachs über alle Baumarten 10,7 m³ je ha und Jahr.
Im Alter zwischen 40 und 60 Jahren ist der Zuwachs bei allen Baumarten am höchsten (3,4 Mio. m³/Jahr). Allein bei der Fichte beträgt er fast 2 Mio. m³/Jahr
Die Nutzung der Holzmassen
In NRW sind jährlich durchschnittlich 7,9 Mio. m³ Holz genutzt worden, dies entspricht 9,1 m³ pro ha und Jahr.
75 % der Nutzung bestehen mit 5,8 Mio. m³ aus Nadelhölzern. Die flächigen Windwürfe von Fichtenbeständen durch den Orkan Kyrill hatten daran einen bedeutenden Anteil.
Die Fichte ist der größte Holzlieferant mit 67 % Anteil an der Gesamtnutzung.
Es folgen die Buche mit 15 % und die Eiche mit 5 %.
Die größte Nutzung findet in Beständen zwischen 40 und 100 Jahren statt. Beim Nadelholz stammt der größte Anteil der Holznutzung aus Beständen zwischen 40 und 60 Jahren.
Die Bilanzen zwischen dem Zuwachs und dem Abgang
Insgesamt zeigt sich für die Gesamtheit aller Baumarten, dass mehr Holz angefallen und genutzt wurde als zugewachsen ist (-13 Mio. m³).
Dies ist wiederum vor allem durch den Orkan Kyrill zu erklären, der den hohen Anfall an Nadelholz stark beeinflusst hat (-20,6 Mio. m³: davon rund 16 Mio. m³ Kyrill-bedingt)).
Beim Laubholz hingegen ist der Zuwachs höher als das angefallene Holz (+7,8 Mio. m³).
Ansprechperson
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Die Wälder Nordrhein-Westfalens im Blick
Ergebnisse der landesweiten Waldinventur 2014
Um eine nachhaltige Waldbewirtschaftung zu sichern, sind genaue Informationen über die Wälder unentbehrlich. Daher haben Forstleute von Wald und Holz NRW zusätzlich zur Bundeswaldinventur, die Wälder in NRW im Rahmen der Landeswaldinventur 2014 (LWI 2014) noch genauer unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse finden Sie im Folgenden.
Wald ist nicht gleich Wald. Die verschiedenen Baumarten wie beispielsweise Fichten, Buchen, Eichen oder Kiefern bestimmen in der Art Ihrer Zusammensetzung und Ihres Alters den Charakter der einzelnen Wälder. Jeder Wald besitzt seine eigene Dynamik. Wälder wachsen unterschiedlich schnell, reagieren anders auf Umweltveränderungen, bieten einer Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten Lebensräume und werden auch unterschiedlich genutzt.
Von daher ist es wichtig, den Aufbau und die Struktur unserer Wälder zu kennen. Wie sieht der Wald in seiner individuellen Beschaffenheit aus? Wie leistungsfähig sind unsere Wälder aus ökologischer, sozialer und ökonomischer Sicht aktuell und in Zukunft? Das sind Fragen, die die LWI 2014 beantwortet, auch als Grundlage für politische Entscheidungen. Letztendlich geht es um die Erfüllung des gesetzlichen Auftrags, der Sicherungen der vielfältigen Waldfunktionen in Nordrhein-Westfalen.
Auf der rechten Seite finden Sie in der Infobox die Broschüre „Landeswaldinventur 2014“ als PDF. Die Printversion können Sie kostenfrei in unserem Publikationsbereich bestellen
Im Folgenden finden Sie eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse.
Wer und was steht hinter der LWI?
Grundlage für die Durchführung einer Landeswaldinventur bildet das Landesforstgesetz. Es sieht vor, regelmäßig Informationen über den Wald zu erheben. Wald und Holz NRW ist mit der Organisation und Abwicklung dieser LWI beauftragt. Die Datenauswertung wurde vom Thünen-Institut durchgeführt.
Wie funktioniert eine Landeswaldinventur?
Die LWI wurde im sogenannten Stichprobenverfahren erhoben. An vorher festgelegten Punkten im Wald werden von Inventurteams Aufnahmen durchgeführt: Zum Beispiel wird die Baumanzahl, die Baumarten, Baumhöhen, oder Durchmesser an jedem Stichprobenpunkt erhoben. Aus der Gesamtheit dieser Ergebnisse, können mittels mathematisch-statistischer Verfahren Rückschlüsse auf den gesamten Wald, im Falle der LWI auf den Wald in NRW, gezogen werden. Für die LWI 2014 wurden 9300 einzelne Stichprobenpunkte erfasst.
Wie unterscheiden sich die Bundeswaldinventur und die Landeswaldinventur?
Die LWI 2014 ist die erste Landeswaldinventur von NRW, die methodisch identisch mit der Bundeswaldinventur ist. Jedoch wurden für die Landeswaldinventur deutlich mehr Probepunkte erfasst. Statt in einem 4x4 km Raster, werden bei der LWI 2014 Stichprobenpunkte im Raster von 2x2 km aufgenommen. Das entspricht einer vierfach höheren Stichprobendichte als bei der BWI. Nur mit dieser hohen Stichprobendichte, können auch Aussagen für die einzelnen Regionen in NRW erzielt werden.
Warum macht die LWI 2014 keine Aussagen zur Entwicklung des Waldes?
Zukünftig soll es nicht mehr zwei getrennt voneinander ablaufende Inventuren (BWI und LWI) geben. Die Ergebnisse werden dann aus einer einzigen Inventur ausgewertet. Dazu musste die LWI an die BWI angepasst werden. Aufgrund dieser Veränderungen, sind die Ergebnisse der LWI 2014 nicht mehr mit den Vorgängerinventuren auf Landesebene vergleichbar. Erst mit der nächsten Inventur, wird ein Trend aus der Landeswaldinventur hervorgehen.
Die Entwicklungen im Wald können zudem noch aus anderen Quellen abgeleitet werden, wie der Bundeswaldinventur oder auf lokaler Ebene aus Forsteinrichtungswerken.
Wie viel Wald gibt es in NRW?
Die Waldfläche in NRW beträgt 935.000 Hektar (ha), das sind 27% der Landesfläche. Damit gehört NRW eher zu den waldärmeren Bundesländern.
Der Bundeschnitt liegt bei 32 %. In NRW sind vor allem die Mittelgebirgsregionen wie Sauerland, Siegerland, die Eifel oder das Weserbergland dicht bewaldet.
Mit 17,5 Millionen Menschen, stehen jeder Einwohnerin und jedem Einwohner statistisch nur 532 m² Wald zur Verfügung.
Im Bundesdurchschnitt sind es 1400 m² pro Person.
Wem gehört der Wald?
NRW ist das Privatwaldland. 63 % (540.000 ha) des Waldes sind im Besitz von 152.000 privaten Waldeigentümerinnen und Waldeigentümern. Besonders hervorzuheben ist mit 39 % der Anteil des Kleinprivatwaldes (unter 20 ha Waldeigentum) an dieser Fläche.
21 % (196.000 ha) gehören Körperschaften wie Städten, Gemeinden oder kommunalen Stiftungen, 13 % (124.000 ha) dem Land NRW und 3 % dem Bund.
Welche Baumarten prägen die Wälder in NRW?
58 % der Wälder (480.000 ha) bestehen aus Laubbäumen. Vor allem in Rhein-Sieg-Erft, dem Ruhrgebiet und dem Niederrhein ist deren Anteil besonders hoch.
In vielen Regionen der Mittelgebirge hat die Fichte den größten Anteil am Waldaufbau.
Die Inventur hat insgesamt 51 Baumarten bzw. Baumartengruppen erfasst. Die prägenden Baumarten in NRW sind Fichte (30 %), Buche (19 %), Eiche (17 %) und die Kiefer (8 %) - also die forstlich relevanten Hauptbaumarten.
Zukünftig sollen sich die Wälder in NRW stärker mischen. Denn die klimatischen Veränderungen sind vor allem für reine Fichtenbestände risikoreich.
Wie viel Holz steht in unseren Wäldern?
Holz ist einer der wichtigsten, heimischen Rohstoffe. Die Holzernte vor der Haustür ist für jede und jeden sichtbar, die CO2–Bilanz im Vergleich zu anderen Werk- und Rohstoffen konkurrenzlos.
Das Holz der Bäume in Nordrhein-Westfalens Wäldern hat ein Volumen von 277 Millionen Kubikmetern, trotz der schweren Schäden nach den Stürmen wie Kyrill. Das entspricht einer Menge von 318 m³ pro Hektar, welche als Würfel eine Kantenlänge von 6,8 Metern hätten.
Trotz des höheren Laubholzanteils haben die Nadelhölzer mit 98 Millionen m³ den größten Vorrat.
Besonders die Wälder mit einem Alter von 41 bis 60 Jahren sind mit 65 Mio. m³ besonders vorratsstark.
Wie alt sind die Wälder in NRW?
Das Alter und die vertikale Struktur von Wäldern sind zwei wichtige Merkmale für ihre Vielfalt. Altersgemischte und strukturreiche Wälder sind reich an Lebensräumen für Tiere und Pflanzen und können besser auf Umwelteinflüsse reagieren. Das Durchschnittsalter der Wälder in NRW liegt bei 75 Jahren. Das sind zwei Jahre weniger als im Bundesdurchschnitt. Laubbäume sind im Schnitt 83 Jahre alt, während Nadelbäume im Mittel 66 Jahre alt sind.
Die umfangreichen Wiederaufforstungsmaßnahmen nach dem zweiten Weltkrieg beeinflussen das Durchschnittsalter besonders. 28 % der Nadelbäume und 12 % der Laubbaumfläche befinden sich deshalb in einem Alter zwischen 41 und 60 Jahren.
Wie hoch ist der Totholzvorrat in den Wäldern?
Totholz können abgestorbene Äste, Stammteile sein, Wurzelstöcke oder aber auch ganze Bäume, die noch stehen oder bereits am Boden liegen. Totholz ist für viele Tiere, Pflanzen und Pilze eine Lebensgrundlage und gehört daher zum „Biotopholz“.
Unter den profitierenden Arten sind vor allem auch besonders seltene. Totholz ist so gesehen sehr lebendig und aus ökologischer Sicht ein wichtiger Bestandteil unserer Wälder. Aus diesem Grund wurde Totholz in der Landeswaldinventur 2014 mit erfasst.
In den Wäldern Nordrhein-Westfalens liegt der Totholzvorrat bei mehr als 19 Millionen Kubikmeter. Das entspricht 7 % des lebenden Holzvorrates und damit 1 % mehr als im Bundesdurchschnitt. Unterschieden wird in stehendes und liegendes Totholz. Denn hier gibt es qualitative Unterschiede. Das stehende Totholz ist für viele Arten besonders wertvoll und macht 19 % der Totholzmenge aus. 48 % der Totholzmenge ist liegendes Totholz, 33 % sind Wurzelstöcke.
59 % des Totholzes ist Nadelholz. Dieser hohe Anteil ist immer noch Folge der großen Waldschäden durch den Sturm Kyrill im Jahr 2007.
Auf den landeseigenen Flächen fördert Wald und Holz NRW aktiv den Erhalt von Biotopholz. Dazu wurde die Biotopholzstrategie „Xylobius“ ins Leben gerufen. Mit 26 m³ / ha ist der Totholzanteil in den landeseigenen Wäldern am höchsten.
Spitzenreiter der Inventur
Die im Zuge der Inventur erfassten Spitzenreiter:
- Dickster Baum: 159 cm dicke Buche in Rhein-Sieg-Erft
- Ältester Baum: 375 Jahre alte Stieleiche im Soest-Sauerland
- Höchster Baum: 48,5 Meter hohe Buche im Hochstift
- Fülligster Baum: Buche mit einem Volumen von 38 Kubikmetern.
(Mit 38 Kubikmetern Wasser könnte man ca. 270 Badewannen füllen.)