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Förderung für
den Waldbesitz

Die Wildkatze im Revier Nuhne

Teil 2

12.12.24Waldblatt

Umgesetzte Maßnahmen für den Schutz und die Lebensraumverbesserung der Wildkatze

Im ersten Artikel zur Wildkatze in der Herbstausgabe des Waldblattes wurde das Projekt „Wildkatzenwälder von Morgen“ vorgestellt. Ziel des Projektes ist es unter anderem, die Wiederausbreitung der Wildkatze voranzubringen. Um den Lebensraum zu fördern, wurden im Revier Nuhne schwerpunktmäßig drei Maßnahmen in unterschiedlichen Varianten umgesetzt: der Verhau, das Holzpolter und die Gefahrenbeseitigung (Knotengeflecht).

Der Verhau

Der so genannte Verhau aus nicht aufgebarbeiteten Kalamitätsholzbot sich in den letzten Jahren ganz besonders an, die Erlösaussichten beim Holzverkauf waren sehr gering und die Werbungskosten gerade an den Hängen sehr hoch. So ließen sich Waldbesitzende von dieser einfach zu realisierenden Maßnahme überzeugen, zumal der Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen für die Dürrständer geworben hat. Im Verhau bieten sich gute Versteck- und Aufzuchtmöglichkeiten für die Wildkatze. Die Beispielsbilder zeigen unterschiedliche Intensitäten:

Die folgende Maßnahme ist nur bei passenden Grundvoraussetzungen umzusetzen: Der Waldbesitzende muss zustimmen und die Lage der Fläche sowie die Aufarbeitungskosten müssen passen.

Ein Betreten der Fläche ist für die nächste Zeit ausgeschlossen, selbst Erntemaßnahmen sind in absehbarer Zeit nicht möglich. 

Diese Struktur schafft einen Verbindungskorridor auf 250 laufenden Metern im Offenland-Bereich. Es ist eine überdimensionale Benjeshecke entstanden. Hohe Ansitzwarten sind bei allen gezeigten Beispielen möglich und für die Wildkatze wichtig. Jeder angebotene Unterschlupf kann die Wildkatze auch vor Fressfeinden bei der Aufzucht schützen. In diesem Fall sind die Wurzelteller besonders wertvoll.

Das Holzpolter

Das Holzpolter ist ein sehr guter Unterschlupf nicht nur für die Wildkatze, sondern auch für einige andere Tierarten. Viele Polter, gerade das Industrieholz, lagern über einen längeren Zeitraum am Wegesrand. Spätestens bei der Holzabfuhr im Frühjahr kommt es dann zu Konflikten zwischen den „Mietern“ und dem Holzfuhrmann. Um dem aus dem Wege zu gehen, wurden Holzpolter wieder zurück in den Wald gebracht. Wenn man rechtzeitig daran denkt, können einfach ein oder zwei Kurzholzstücke beim Rücken im Wald belassen werden.

Energieholzpolter sind aus Sicht des Wildtierschutzes besonders problematisch. Sie bieten durch ihre Struktur für viele Tierarten einen Unterschlupf. Daher gibt es Forderungen, Holzpolter im Frühjahr nicht abfahren zu lassen. Auf jeden Fall sollten die Holzpolter etwa zwei Tage vor der Abfuhr beunruhigt werden, damit die Wildkatze und ihre Jungtiere den Holzstoß verlassen. 

Wildschutzgatter als Knotengeflecht

Das Knotengeflecht liegt bei den Mortalitätsquellen für die Wildkatze nach dem Straßenverkehr auf Rang zwei. Beim Überklettern verfängt sich die Wildkatze in dem Drahtzaun. Daher ist der ordnungsgemäße Umgang mit den Gattern, gerade aus Naturschutzsicht, sehr wichtig. Wenn seine Notwendigkeit nicht mehr gegeben ist, müssen die Gatter abgebaut und das Material aus dem Wald entsorgt werden. Dazu sind Waldbesitzende gemäß § 3 (3) LFoG gesetzlich verpflichtet.

Ein Problem stellt sich allerdings in Rotwildgebieten. Nachdem das Rehwild nach einigen Jahren an den Großpflanzen keinen Verbissschaden mehr verursacht, birgt das Schlagen und Schälen des Rotwildes weiterhin Gefahren. Ein Gatter kann in diesen Gebieten nicht lange genug stehen. Daher ist es sinnvoll, hölzerne Überstiege (Hühnerleitern) und Durchstiege für die Wildkatze anzulegen. Die Erfahrungen mit diesen Bauelementen sind allerdings eingeschränkt und vor allem für eine frisch angelegte Kultur interessant. Sie müssen allerdings von der Wildkatze gefunden werden.

Wenn nur noch das Rotwild zum Schaden führen würde, gibt es eine neue Überlegung, der Wildkatze zu helfen:

Das Gatter wird auf einer Höhe von 20-30 cm unten hochgeschlagen und mit einem Draht befestigt. Im oberen Bereich gibt es eine Barriere für das Rotwild, unten kann anderes Wild durchschlüpfen ohne überhaupt mit dem Geflecht in Kontakt zu kommen.

Insbesondere im Privatwald stellt sich die Frage nach den Kosten für die beschriebenen Maßnahmen. Erfahrungsgemäß sind es oft Kleinigkeiten, die beim Arbeitseinsatz ohne Mehraufwand berücksichtigt werden müssen. Die Kalamität mit hohen Werbungskosten und geringen Holzpreisen kamen diesem Projekt in letzter Zeit zur Hilfe.

Alle durchgeführten Beispielsmaßnahmen wurden vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der unteren Naturschutzbehörde zu 100% gefördert: Lohnkosten wurden übernommen, Holzwertverluste gegengerechnet, Pflanzungen finanziert und gemeinsame Arbeitseinsätze mit „Freiwilligen“ durchgeführt. Wildkatzenschutz ist ein Gewinn für alle!

Autor: Jürgen Reinecke, Wald und Holz NRW


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