Ergebnisse der vierten Bundeswaldinventur für NRW
Am 24. Oktober 2024 wurden von Forstministerin Silke Gorißen die Ergebnisse der vierten Bundeswaldinventur (BWI) für Nordrhein-Westfalen vorgestellt. Die Bundeswaldinventur wird alle zehn Jahre im Auftrag des Bundes in ganz Deutschland durchgeführt. Wald bedeckt 28 % der Landesfläche. Gleichzeitig bleibt Nordrhein-Westfalen mit einem Anteil von 63 % das Privatwaldbesitzland in Deutschland.
Die weiteren Zahlen der BWI belegen deutlich, was mit bloßem Auge bereits erkennbar war. Der Wald hat sich durch die Folgen des Klimawandels stark verändert. Insbesondere die ehemals häufigste Baumart Fichte wurde durch Stürme, Dürren und Borkenkäfer deutlich reduziert. Der durchschnittliche Holzvorrat je Hektar über alle Baumarten ist von 318 m³/Hektar auf 270 m³/Hektar gesunken. Die Waldschäden nach dem Sturm Friederike 2018 haben dazu geführt, dass beim Nadelholz mehr genutzt wurde, als nachgewachsen ist. Dies stellt sich beim Laubholz anders dar. Hier ist der Vorrat über alle Waldbesitzarten hinweg weiter gestiegen. Zurückzuführen ist dies vor allem auf die priorisierte Bewältigung der Schadholzmengen in der Holzernte sowie auf die Wiederbewaldung der Kalamitätsflächen. Der flächige Verlust der mittelalten Fichtenbestände hat darüber hinaus zu einem deutlichen Zuwachs bei den Jungbeständen in der ersten Altersklasse von 1-20 Jahren geführt.
Nachhaltige Waldbewirtschaftung rechnet sich
Die Ergebnisse der BWI zeigen deutlich, dass die Bewirtschaftung homogener Waldbestände insbesondere in Zeiten des Klimawandels mit einem hohen wirtschaftlichen Risiko verbunden ist. Eine Zunahme an Extremwetterereignissen ist auch zukünftig zu erwarten. Je arten- und strukturärmer Wälder aufgebaut sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie absterben und ökologische und ökonomische Ziele nicht erreicht werden. Bei einem Teil- oder Totalausfall ist mit wirtschaftlichen Verlusten durch schlechte Absatzmöglichkeiten und in Folge dessen reduzierten Holzpreisen sowie hohen Folgekosten durch Wiederbewaldungsmaßnahmen, Pflege und Wildschutz zu rechnen. Aus Sicht des Waldbesitzes ist daher eine nachhaltige Waldbewirtschaftung mit regelmäßigen Durchforstungen entscheidend.
Chancen für Waldbesitzende
Kalamitätsflächen und Jungbestände bieten den Waldbesitzenden spätestens jetzt die Gelegenheit, die richtigen Weichen für einen klimaangepassten Wald zu stellen. Hierfür bedarf es forstfachlichen Know-hows, finanzieller Mittel und Personal. Zwar tragen Waldbesitzende selbst die Verantwortung für ihr Eigentum und somit die Verantwortung, die richtigen Entscheidungen für die Bewirtschaftung ihrer Wälder zu treffen. Doch zugleich erbringt der Wald – gleich, wem er gehört – vielfältige Leistungen für die Bevölkerung. Aus diesem Grund fördert das Land Nordrhein-Westfalen Forstwirtschaft und insbesondere den Klein- und Kleinstprivatwaldbesitz. In den Regionalforstämtern des Landesbetriebes Wald und Holz Nordrhein-Westfalen informieren und beraten die Försterinnen und Förster zu Betreuungsmöglichkeiten und Förderanträgen.
Waldbesitzende werden bei der Bewirtschaftung ihrer Waldflächen mit unterschiedlichen Instrumenten unterstützt. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Schaffung klimastabiler Wälder. Der Unterstützung bei der Wiederaufforstung der Kalamitätsflächen kommt hier eine besondere Bedeutung zu, da zum Zeitpunkt der Wiederaufforstung die Weichen für das gesamte Bestandesleben gesetzt werden. Um optimale Ausgangsbedingungen auf dem jeweiligen Standort zu gewährleisten, müssen 50 % der Bestandesfläche mit standortheimischen Baumarten bestockt sein. Dabei werden auch die wirtschaftlichen Aspekte nicht außer Acht gelassen, denn auch Nadelholzanteile von bis zu 50 % sind bei einer Wiederbewaldung möglich. Auch außerhalb von Kalamitätsflächen können Waldbesitzende mit Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen Maßnahmen ergreifen, um ihre Wälder artenreicher und naturnäher zu gestalten. So können etwa Waldumbaumaßnahmen oder der Erhalt von Horst- und Höhlenbäumen gefördert werden, die Lebensraum für viele geschützte Tier- und Pflanzenarten bieten.
Weitere Informationen zu den Förderangeboten des Landes NRW finden sich unter www.waldbauernlotse.de.
Weitere Informationen zur Bundeswaldinventur finden sich unter https://www.bundeswaldinventur.de/ sowie für Datenauswertungen unter https://bwi.info/.
Autoren: Ina Henneböhle, Frederick Wollborn, beide Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (Stand 21.11.2024)