Waldbewirtschaftung in Zeiten des Klimawandels
Sebastian Korintenberg, Revierleiter in Nettersheim, stellt sich und seine Arbeit vor:
Unser Wald ist etwas sehr Besonders. Er begrüßt einen täglich ohne Vorurteile und heißt einen willkommen, etwas Zeit mit ihm zu verbringen. Wir Försterinnen und Förster aus dem Regionalforstamt Hocheifel-Zülpicher Börde dürfen das fast jeden Tag erleben. Ein toller Faktor an unserem wundervollen Beruf, der mir, Sebastian Korintenberg, auch nach über 25 Jahren Tätigkeit jeden Tag Freude bringt. Man entwickelt förmlich einen „grünen“ Herzschlag, der einen täglich für den Wald antreibt.
Aber es gibt selten Sonnenschein ohne Schatten. In den letzten 10 Jahren ist der Klimawandel in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen, und am Wald kann man die erst beginnenden Auswirkungen massiv sehen. Der Wald verändert sich so rasant, dass man kaum hinterherkommt, sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Lang bekannte Waldbilder verändern sich, Bäume sterben flächig ab und große Kahlflächen säumen beim Spazierengehen die gewohnten Waldwege. Das ist teilweise sehr traurig und lässt selbst uns Försterinnen und Förster an der ein oder anderen Stelle kurz innehalten und nachdenklich werden, wo die Reise denn wohl hingeht. Aber in jeder Katastrophe liegt bekanntlich auch ein Neuanfang. Und den gilt es gemeinsam anzugehen und zu gestalten. Genau da sind wir in einem Teilbereich meines Berufsfeldes angekommen.
Das Leben eines Baumes verläuft anders als bei uns Menschen – nicht zuletzt, weil ein Baum völlig immobil ist. Als Försterinnen und Förster stehen wir täglich vor Herausforderungen, was der richtige Weg für das lange Leben eines Baumes ist. Eine Glaskugel haben wir nicht, somit müssen wir mit unserer regionalen Erfahrung und Beobachtungen sowie Daten und Informationen arbeiten, die uns die Wissenschaft zur Verfügung stellt. Dazu gehören unter anderem Klimaszenarien, die unter Berücksichtigung des jeweiligen Standortes und der zu erwartenden Temperaturveränderung die optimale Baumartenauswahl ermöglichen. Damit kommen neue Baumarten in Betracht, die wir bisher eher aus wärmeren Gebieten aus dem Urlaub kennen. Baumarten wie Atlaszeder, Esskastanie oder Baumhasel sind bisher wenig etabliert im mitteleuropäischen Wald, kommen aber durchaus mit trockeneren Bedingungen gut klar und rücken jetzt bei der Bepflanzung von Kahlflächen in den Fokus. Natürlich haben wir auch etablierte heimische Baumarten, wie die Kiefer oder die Traubeneiche, die eine höhere Trockentoleranz aufweisen. Hier gilt es nun, die bestmögliche Auswahl für den Wald zu treffen und über die Pflanzung von mehreren verschiedenen Baumarten auf einer Fläche das Risiko von Klimaschäden zu minimieren. Aber auch die eigenständige Entwicklung des neuen Waldes spielt eine große Rolle, da die so genannte Naturverjüngung meist sehr gut mit den örtlichen Gegebenheiten klar kommt. Bei diesem komplexen Themengebiet beraten wir gerne die örtlichen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer individuell auf ihren Flächen und begleiten den Wald von der Planung einer Kultur, der Pflege bis hin zu den ersten Durchforstungsmaßnahmen.
Seit 1996 arbeite ich mit und im Wald. Als gelernter Forstwirt bin ich pragmatisch veranlagt und habe einen guten Blick auf viele Arbeiten im Wald erhalten. Durch das Studium konnte ich dann noch einen ganzheitlicheren Blick auf den Wald entwickeln und einiges an Fachwissen mitnehmen. 2006 habe ich mein Dipl.-Ing.-Zeugnis in Empfang genommen, um 2007 dann mein Staatsexamen in NRW abzuschließen. Seitdem darf ich als Förster, was bis heute mein Traumberuf ist, regelmäßig im Wald arbeiten. Besonders Spaß macht mir, neben den fachlichen Anforderungen und dem Wald selber, das tägliche Miteinander mit Menschen, die alle irgendwie einen Zugang zum Thema Wald haben. So kann ich täglich neue Perspektiven kennenlernen und mich dadurch weiterentwickeln.
Autor: Sebastian Korintenberg, Wald und Holz NRW
Ansprechperson
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