„Hier wächst die Zukunft“
Wiederaufforstungsanstrengungen am Beispiel des Forstbetriebsbezirkes Halle/ Westfalen
Die Forstbetriebsgemeinschaft Halle ist gut 2500 ha groß. Die Fichte ist durch den Sturm Friederike und die anschließenden Borkenkäferkalamitäten inzwischen zu 95 % verschwunden. Ihr Flächenanteil betrug ehemals rund 15 %. Daraus resultieren Kahlflächen von rund 350 ha.
Viele Kahlflächenstandorte werden schnell durch Konkurrenzvegetation, wie zum Beispiel Brombeere, Adlerfarn, Spätblühende Traubenkirsche, Faulbaum, Salweide, Holunder oder Haselnuss besiedelt. Hat sich diese „Konkurrenzvegetation“ erst etabliert, ist das eine Erschwernis für die Anlage von Forstkulturen und die anschließenden Pflegedurchgänge und hätte sie teurer gemacht.
Für den beratenden Förster war das der Grund gleich nach dem Kahlhieb auf die größtenteils privaten Kleinwaldbesitzer zuzugehen, um Möglichkeiten der Wiederbewaldung aufzuzeigen. Die Beratungen erfolgten auf den Grundlagen des Waldbaukonzeptes NRW und der Förderrichtlinien.
Deutlich wurde, dass
• über 50% der Freiflächen aktiv durch Pflanzmaßnahmen aufgeforstet werden können bzw. konnten,
• etwa 25% der Freiflächen ausschließlich durch Naturverjüngung (hauptsächlich Birke) wiederbestockt werden können,
• etwa 25% der Freiflächen zunächst nicht berücksichtigt werden, weil die Waldbesitzer abwarten wollen bzw. notwendige eigene Ressourcen fehlen.
In den vergangenen Jahren wurden im Forstbetriebsbezirk Halle jährlich etwa 100.000 Pflanzen manuell gepflanzt. Es wurden kaum Kulturzäune errichtet. Obwohl die Jagd auf Rehwild und Hasen in vielen Jagdbezirken intensiviert wurde, ist das Spritzen oder Streichen von Verbissschutzmittel auf die Baumschulpflanzen unbedingt erforderlich. Die Applikation erledigen die Waldbesitzer in der Regel selbst (ca. vier Jahre lang, ein bis zwei mal jährlich).
Für die Wiederaufforstung der Kalamitätsflächen seit „Friederike“ wurden im Forstbetriebsbezirk Halle bisher 487.000 Euro an Fördermitteln (Richtlinie Extremwetterfolgen und Richtlinie Förderung im Privat- und Körperschaftswald) ausgezahlt. Die Flächen ohne Förderung sind insbesondere mit Nadelbaumarten aufgeforstet worden. Bei allen Aufforstungen werden mehrere Baumarten beteiligt. Im Vergleich zu „früher“ werden mehr Douglasien, Traubeneichen, Elsbeeren und Esskastanien gepflanzt.
Bei den geförderten Kulturen wurde weit überwiegend der Waldentwicklungstyp 96 „Douglasie-Große Küstentanne“ realisiert, gefolgt vom Waldentwicklungstyp 12 „Eiche-Buche-Hainbuche“. Die Buche hat sich auf vielen Standorten im FBB Halle als wenig geeignet erwiesen.
Die Baumart Traubeneiche fällt häufig in einem größeren Ausmaß aus, sodass Nachbesserungen erforderlich werden. Insgesamt sind die neuen Kulturen ein Erfolg. Sehr erfreulich ist das große Engagement vieler Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer und die Bereitschaft, wieder in den Waldaufbau zu investieren. Besonderer Dank gilt den Freiwilligen, die bei Pflanzungen und Pflanzenschutzmaßnahmen immer wieder mit anpacken: Wandervereine, Schulklassen, CVJM-Gruppen, Pfadfindergruppen und die Landjugend!
Autor: Johannes-Otto Lübke, Leiter FBB Halle, Wald und Holz NRW
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