Skip to main content
Förderung für
den Waldbesitz

Forstkollege aus Ghana zu Gast in Ostwestfalen-Lippe

06.12.23Waldblatt

Im September 2023 war Amankwaa Omane zehn Tage zu Gast in Nordrhein-Westfalen. Der Forstamtsleiter aus Ghana ist verantwortlich für den Begoro District der Eastern Provinz und Chef von 72 Mitarbeitenden. Drei Tage konnte er in Ostwestfalen-Lippe die Besonderheiten in der Privatwaldbetreuung, die Herausforderungen der Wiederbewaldung sowie die Spannungsfelder multifunktionaler Forstwirtschaft erleben.

Austauschpartner Amankwaa Omane vor einer Weißtanne (Pöttcherbusch) (Foto: Gabriele Lindemann, Wald und Holz NRW)

Für die Zusammenstellung des Exkursionsprogramms und die fachkundige Begleitung war Gabriele Lindemann, Revierleiterin in Borgholzhausen, verantwortlich. Sie hatte sich mit dem Thema „Wie sieht der Wald der Zukunft in NRW aus? Wiederbewaldung der Kahlflächen nach Borkenkäferkalamität unter Berücksichtigung von Klima- und Naturschutz, Holzwirtschaft und Erholung“ auf das seit 2017 bestehende bundesweit einmalige Programm „Verwaltungsaustausch Ghana – Nordrhein-Westfalen“ beworben. Dieses Programm soll zum gegenseitigen Verständnis beitragen, die Kooperation der Verwaltungen vertiefen und neue Felder der Zusammenarbeit identifizieren.
„Botanisch betrachtet haben wir sehr unterschiedliche Arbeitsplätze, aber wir sind beide sehr engagiert in unserem Job und begeistern uns für den Lebensraum Wald“, sind sich die beiden Forstleute einig. Schwerpunktthema der Exkursionen waren die verschiedenen Konzepte der Wiederaufforstung der Kahlflächen. 

Zwei Aspekte fielen dem Forstkollegen aus Ghana besonders auf:
Er wünscht sich, dass eine nachhaltige Sicherung der Rohstofffunktion Holz gleich zu Beginn der Wiederbewaldung stärker mitgedacht wird. Holz sei ein wertvoller Rohstoff, den ein ansonsten rohstoffarmes Land wie Deutschland selbst „produzieren“ könne. Die langen Entwicklungszeiträume für Wald würden besonders von Forstleuten auch weitreichende Visionen zur Zukunftssicherung erfordern.

Daneben war Amankwaa Omane der außergewöhnlich hohe Anteil des privaten Waldbesitzes in NRW aufgefallen. Der persönliche Fachaustausch mit dem Vorsitzenden der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Borgholzhausen, Graf von Kerssenbrock und die Information über die 300-jährige Familiengeschichte haben Omane sehr beeindruckt. Es sei wichtig, die Leistungen der vergangenen Waldbesitzergenerationen wertzuschätzen, um daraus auch heute Leidenschaft für die Walderhaltung weiterzuentwickeln. Nur ein vorhandenes Verantwortungsbewusstsein der nächsten Generation sichere die Multifunktionalität des Waldes auf der Fläche. Außerdem konnte das Vorurteil, in Deutschland gäbe es keine dicken Bäume, direkt im ca. 170-jährigen Weißtannenbestand des FBG-Vorsitzenden, revidiert werden.

Zu den Fachexkursionen im Wald gab es einen spannenden Termin in Düsseldorf im Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz im Referat „Waldbau, Klimawandel und Holzwirtschaft“. Die Kollegen Dr. Ralf Petercord, Dr. Thorsten Mrosek und Sascha Primus gestalteten einen sehr informativen Austausch.

Die Berlin-Fahrt mit Besuch des Reichstages und der NRW-Vertretung wurde verbunden mit einem weiteren Fachgespräch bei der Naturschutzorganisation WWF (World Wide Fund for Nature).

Im Februar 2024 ist der Gegenbesuch in Ghana geplant. „Ich bin sehr gespannt auf das Projekt Green Ghana Day“, freut sich Gabriele Lindemann. „Seit drei Jahren gibt es dieses landesweit propagierte und von allen Forstämtern unterstützte Baumpflanzprogramm, das bisher Millionen Ghanaer mobilisierte, vor Ort Bäume zu pflanzen. Wir werden uns sicherlich verschiedene Aufforstungsflächen anschauen und gute Ideen für deren nachhaltige Sicherung austauschen. Auch die Themen Kampagnenarbeit und Umweltbildung stehen auf dem Programm. Der Austausch ist auf jeden Fall fachlich sehr bereichernd und fördert das Verständnis für internationale Zusammenhänge.“ Amankwaa Omane bedankt sich für die bei allen Terminen spürbare Gastfreundschaft und die bereichernden Fachgespräche. „Außerdem bin ich hier zum ersten Mal mit einem Zug gefahren, weil es in Ghana gar keine Bahnverbindungen gibt. Hier hat jeden Tag inclusive ICE alles richtig gut funktioniert,“ lobt der Gast aus Ghana zum Abschluss den öffentlichen Personenverkehr in Deutschland.

Gruppenbild Staatskanzlei NRW mit Minister Nathanael Liminski (7. von links), Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien (NRW), Amankwaa Omane (9. von links), Gabriele Lindemann (4. von rechts), Foto: Dr. Kambiz Ghawami, WUS = World University Service

Autorin: Gabriele Lindemann, FBB Borgholzhausen, Wald und Holz NRW


» Seite drucken