Buchenvitalitätsschwäche
Neuartige Waldschäden erfordern erhöhte Aufmerksamkeit
Laubbäume prägen die Wälder des Münsterlandes, gemäß Landeswaldinventur 2014 mit einem Anteil von ca. 65 %. Neben Stiel- und Traubeneiche (26 %), ist dies insbesondere die Buche (13 %). Die Buche kommt als Hauptbestand zwar nur relativ selten vor, bildet jedoch als Neben- und Begleitbaumart häufig eine wichtige Stütze von Laubmischbeständen.
Wie in anderen Regionen Nordrhein-Westfalens gewinnen auch im Münsterland neuartige Waldschäden bei Laubbäumen zunehmend an Bedeutung. Deren Ursachen sind häufig in den Witterungsextremen der vergangenen Jahre zu finden. Nachdem die Gemeine Esche schon seit fast 15 Jahren aufgrund des Eschentriebsterbens immer mehr aus unseren Wäldern verschwindet, rücken seit den „Dürrejahren“ 2018 bis 2022 auch vermehrt Ausfallerscheinungen in Eichen- und Buchenbeständen in den Fokus. Ursächlich bei der Eiche sind hierfür insbesondere die schon lange bekannten Eichenfraßgesellschaften durch Frostspanner und Eichenwickler. Bei der Buche handelt es sich um die Buchenvitalitätsschwäche, die erst in der jüngeren Vergangenheit deutlich zum Tragen kommt.
Nicht nur in sonnenexponierten Bereichen zeigen sich Schäden an der Buche. Auch die langanhaltende Trockenheit mit starkem Rückgang des Grundwasserspiegels in den Jahren 2018 bis 2022 macht sich insbesondere in alten Buchenbeständen bemerkbar, die augenscheinlich nicht vorgeschädigt wirken. Trotz des aktuell verfügbaren Wassers kann gerade in ursprünglich geschlossenen und vitalen Beständen ein Absterben von alten, tief wurzelnden Bäumen einsetzen. Erste Früherkennungsmerkmale, häufig schon von weitem erkennbar, sind trockene Äste in den Kronen. Bei näherer Betrachtung gehen diese häufig mit Schleimflussflecken und Konsolenpilzen am Stammkörper einher. Der rasch fortschreitende Prozess führt innerhalb weniger Monate zu Schäden durch Holzfäulepilze. Neben Bäumen der höheren Altersklassen sind inzwischen auch mittelalte und jüngere Buchen betroffen.
Aus finanzieller Sicht führen die Trockenschäden zu einer Entwertung hinsichtlich der Holzqualität. Darüber hinaus wird insbesondere auch die Standsicherheit der Bäume beeinträchtigt, was in der Nähe von Straßen und Wohngebieten eine erhöhte Aufmerksamkeit hinsichtlich der Verkehrssicherheit nach sich zieht.
An südlichen Waldrändern und in aufgerissenen Beständen kann es aufgrund der starken Sonneneinstrahlung in den Sommermonaten zu Hitzeschäden an den Buchen kommen – die Bäume bekommen einen Sonnenbrand. Die vorgeschädigten Bestände lösen sich weiter auf, bis hin zum vollständigen Ausfall.
Die stoffliche Verwendung des eingeschlagenen Holzes ist aufgrund der genannten Schadmerkmale häufig stark eingeschränkt. So kann ein Großteil aufgrund der rasch fortschreitenden Entwertung häufig nur noch als Brenn- bzw. Energieholz Verwendung finden. Dies kann dazu führen, dass die Kosten für die Aufarbeitung schnell über den zu erzielenden Erlösen liegen.
Vor diesem Hintergrund kann es eine attraktive Option sein, das tote bzw. absterbende Holz von vornherein im Wald zu belassen. Ein Verzicht auf finanzielle Erlöse ist in diesem Fall eine Investition in die Zukunft des Waldes. Auf den ersten Blick mag der Wald weniger „aufgeräumt“ wirken. Er profitiert jedoch auf vielfältige Art und Weise von Alt- und Totholz, das auf der Fläche verbleibt. So ist es zum Beispiel Wasserspeicher und Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Außerdem versorgt das Alt- und Totholz den Waldboden mit Nährstoffen und kann in Form von Habitatbäumen sogar finanziell gefördert werden. In verkehrsicherungsrelevanten Bereichen kann es in liegender Form im Bestand verbleiben.
Wie auch immer Sie sich als Waldbesitzerin oder Waldbesitzer entscheiden: Eine frühzeitige Reaktion auf sich abzeichnende Schäden ist wichtig. Die für Sie zuständige Revierleitung berät Sie gerne.
Auch wenn diese Schäden im Bereich des Münsterlandes bisher nur punktuell für eher kleinflächige Bestandesausfälle gesorgt haben, ist dennoch eine erhöhte Wachsamkeit anzuraten.
Autor: Florian Skornitzke, Wald und Holz NRW
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