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Förderung für
den Waldbesitz

Europajahr 2024

Welche Bedeutung hat Brüssel für die Waldbewirtschaftung vor Ort?

21.03.24Waldblatt

Anders als in der Agrarpolitik gibt es gemäß den EU-Verträgen keine gemeinsame Forstpolitik. Die Zuständigkeit für den Wald liegt vor allem bei den Mitgliedstaaten. Europa, so könnte man annehmen, scheint für die Forstwirtschaft in weiter Ferne – doch weit gefehlt. 

Die derzeitige Politik in Brüssel ist geprägt von großen Ambitionen beim Klima- und Biodiversitätsschutz (Green Deal). Dies zeichnet sich zunehmend durch enorme Auswirkungen auf die forstliche Praxis aus. Für die Waldbauern ergeben sich immer mehr Einschränkungen in der Nutzung, beim Waldumbau bis hin zur Stilllegung und eine Überfrachtung durch ausufernde, sachfremde Bürokratie. Allein seit 2019 wurden 75 neue EU-Initiativen für den Forstsektor eingeführt – davon sind 51 rechtsverbindlich. Die meisten Initiativen sind bereits in Kraft getreten oder werden derzeit verhandelt. EU-Waldstrategie, Nature Restoration Law, Pflanzenschutz-Verordnung oder entwaldungsfreie Lieferketten haben Sie gewiss schon vernommen.

Vielfach vernachlässigen diese Vorhaben die wichtige Rolle der nachhaltigen Bewirtschaftung von Wäldern für den Klimaschutz vollständig. Nicht Konservierung, sondern aktives forstliches Handeln und lokale Flexibilität sind das Gebot der Stunde! Der Forst- und Holzwirtschaftssektor ist Garant für Wachstum und Fortschritt in den ländlichen Räumen. Die zunehmende bürokratische Belastung unserer Wertschöpfungsketten gefährdet nicht nur die Klimaziele, sondern kostet Arbeitsplätze und führt zu Produktionsverlagerung. Mit über 17,5 Mio. Beschäftigten im Cluster Forst und Holz geben wir in Europa mehr Menschen Arbeitssicherheit als die Niederlande Einwohner haben. Der Gesamteffekt an der Bruttowertschöpfung entspricht mit über 1.000 Mrd. € der Wirtschaftsleistung Spaniens. Waldbauern, Forstleute und Holzverarbeiter müssen sich für ihr Tun nicht verstecken.

Zu Jahresbeginn konnte der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR) auf seinem EU-Symposium über 200 Gäste aus 10 Nationen sowie mehrere Forstminister und Entscheidungsträgeraus ganz Europa begrüßen. Von der Veranstaltung ging die Forderung für einen Kurswechsel der europäischen Politik aus. Zur Eröffnung richtete DFWR-Präsident Georg Schirmbeck klare Worte nach Brüssel: „Erst die nachhaltige Forstwirtschaft in Deutschland und bei unseren europäischen Freunden, die durch in Generationen denkende Waldbesitzer und hochqualifizierte Forstleute betrieben wird, haben unsere Ökosysteme wertvoll und artenreich gemacht. Die Herausforderungen im Klimawandel können wir meistern. Dies erfordert aber politische Wertschätzung. Das politische Misstrauen, das uns Nutzern im ländlichen Raum in dieser Legislatur durch das Europäische Parlament und zunehmend durch die Bundesregierung entgegenschlägt, schadet nicht nur unseren Wäldern. Eine Politik, die im Ergebnis zu Bevormundung und Vernachlässigung führt, schadet dem gesellschaftlichen Zusammenhalt, den wir in Europa dringender denn je brauchen. Lassen Sie uns gemeinsam Wege finden!"

Die Redebeiträge der Impulsgeber finden Sie unter www.dfwr.de

Die Europäische Union ist das größte Friedensprojekt und unsere beste Errungenschaft. Unsere Demokratie und damit der europäische Gedanke leben vom Wettstreit um gute Ideen und mehrheitsfähige Argumente. Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir geeint unsere Interessen in Europa einbringen. Nicht zuletzt ist dies möglich, indem jeder von seinem höchsten demokratischen Gut – dem Wahlrecht – am 9. Juni 2024 Gebrauch macht!

Der Autor Johannes Schmitt ist seit 2021 vom Land Nordrhein-Westfalen als Geschäftsführer zum Deutschen Forstwirtschaftsrat abgeordnet. Der DFWR ist als Dachverband der Forstwirtschaft die Stimme für rund zwei Millionen private und öffentliche Waldbesitzer, die rund 11,4 Millionen Hektar Wald in Deutschland nachhaltig pflegen und bewirtschaften. Als Spitzenverband ist der DFWR bestrebt, sachbasiert den vertrauensbildenden Dialog mit politischen Entscheidungsträgern auf allen Ebenen für unsere berechtigten Interessen voranzutreiben.

Autor: Johannes Schmitt, Geschäftsführer Deutscher Forstwirtschaftsrat 


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