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Förderung für
den Waldbesitz

Waldschutz-Infomeldung Nr. 3/2021 vom 18.02.2021

18.02.21Info für den Waldbesitz

Folienlagerung - ein weiteres Werkzeug des integrierten Borkenkäfermanagements

Der hohe Befallsdruck durch Buchdrucker, der niedrige Holzpreis und der Qualitätsverfall des Rohstoffes Holz sind aktuell große Probleme der Waldbesitzenden. Einen weiteren Ansatz des integrierten Borkenkäfermanagements, teils in Verbindung mit einer Holzkonsevierung, stellen die hier vorgestellten Methoden der Folienlagerung dar.

Luftdichte Folienlagerung nach „Baden-Württembergischen Verfahren“

Ziel der „Folienkonservierung unter Sauerstoffabschluss“ ist die Borkenkäferbekämpfung sowie die Qualitätssicherung und der Werterhalt von Fichtenstammholz. Dabei wird das Rundholz komplett in eine Polyethylenfolie eingeschlagen und nachhaltig luftdicht versiegelt. Der Sauerstoff unter der Fo- lie wird durch Atmungs- und Gärungsprozesse verbraucht, Kohlenstoffdioxid reichert sich an und die Käfer ersticken. Zusammen mit einer hohen relativen Luftfeuchte schützt eine solche Atmosphäre vor Holzaustrocknung und vor Pilz- und Insektenbefall. Zusätzlich wirkt die Folie als mechanische Barriere, sodass dieses Verfah- ren eine zuverlässige Maßnahme des integrierten Borkenkäfermanagements darstellt. Unsere Untersuchungen bestätigten, dass bis zu 44 Mio. Borkenkäfer in einem Polter unschädlich gemacht werden konnten.

Das Verfahren ist gut erprobt und eignet sich besonders für größere Holzmengen in Polterpaketen von jeweils 300 FM. Die qualitätsverlustfreie Lagerungsdauer von frischem, gesundem Holz beträgt bedenkenlos vier Jahre – Voraussetzung ist der intakte Luftabschluss, welcher durch regelmäßige Kontrollen des Sauerstoffgehalts zu überprüfen ist. Dies macht das Verfah- ren recht wartungsintensiv und anfällig für den Erfolg. Wie sich die Holzkonservierung mit Kä- ferholz verhält, wird derzeit von Wald und Holz NRW in einer fünfjährigen Versuchsreihe getestet. Dabei wurden zehn Polter à 300 FM mit dem „Baden-Württembergischen Verfahren“ foliert. Erste Ergebnisse nach zwei Öffnungen (nach 1 und 1,5 Jahren Lagerung) bestätigen das Absterben der Borkenkäfer, keine Radialrisse, eine hohe Feuchtigkeit, leichter oberflächli- cher Schimmelbefall und weißes Schnittholz ohne Verfärbungen (siehe Bild 2). Die Kosten der nachfolgenden Tabelle 1 sind dem „Praxisleitfaden - Holzkonservierung im Folienlager“ entnommen (Link am Ende dieser Infomeldung):

* Zwischentransport entfällt, wenn am Einschlagsort das Folienlager errichtet werden kann

** Nicht berücksichtigt sind die Kosten für:

  • Evtl. Miete fütr ein Schweißgerät (2000 € / 6 Monate) sowei für ein Gasanalysegerät ( 1000 € / Jahr).
  • Wagniszuschlag (20%); Zinsverlust (2%).
  • Einsammeln und Lagern der Folie.
  • SChulung von 4 Personen (5Tage): ca. 3600€.

Die Kosten pro Festmeter liegen in der Beispielrechnung zwischen 11 € (ohne Zwischentransport) und 18 € 

 

 

Das Ergebnis Silofolienabdeckung

Abbildung 3: Das Ergebnis einer zehnmonatigen Silofolienabdeckung eines Industrieholzpolters, mit erheblichem Pilzbefall, was aber die Holzkäufer problemlos akzeptierten. Es wurden keine verpilzten Buchdrucker gefunden. Die Methode wird nachfolgend beschrieben. (Bildquelle: S. Glück)

Silofolienabdeckung

Dieses Verfahren wird z.B. für Industrie- holz angewendet, da hier der Erhalt der Holzqualität eine untergeordnete Rolle spielt. Die nachhaltig unbeschädigte Folie wirkt als mechanische Barriere, die ein Ausfliegen der Käfer verhindert. Weil aber nur wenige Käfer durch z.B. Verpilzung oder Ersticken absterben (s.u.), dürfen die Polter nur außerhalb der Flugperiode (Winter) geöffnet wer- den. Aus Gründen der Arbeitssicherheit wird die Silofolie mit einer Abrollhilfe an der Zange eines Rückeaggregats über das Polter gelegt – das gefährliche Besteigen des Polters wir dadurch vermie- den. Untersuchungen des Teams Wald- und Klimaschutz bestätigten die Barrierewirkung der Folie – so wurde als wichtigste Kenngröße im Bereich der Polter kein daraus resultierender Stehendbefall festgestellt. Von den in drei Höhen (siehe Abb. 5) angebrachten Temperaturmessfühlern erreichte keiner die für das Absterben der Käfer notwendigen 56°C (30 Min  lang; siehe Grafik  6). Dies galt auch für ein Polter in südexponierter Lage und bei  34 °C Lufttemperatur.
 

Schematische Darstellung: Folienversuch in Siegen-Wittgenstein

Abbildung 5: An jedem der fünf untersuchten Industrieholzpolter wurden in drei verschiedenen Höhen jeweils ein Eklektor und ein Temperaturdatenlogger angebracht. Der Eklektor bietet an einem Punkt einen Lichteinfall, welcher Buchdrucker und andere Insekten anlockt. Die Insekten werden in einem Becher aufgefangen und ausgezählt. (Graphik: S. Glück)

Messwerte des Temperaturdatenloggers

Abbildung 6: Die Messwerte des obere Temperaturda- tenloggers eines südexponierten Polters ergaben bei 34 °C Außentemperatur, dass die notwendige Temperatur (56°C) zum Absterben der Borkenkä- fer nicht erreicht werden konnte (hier dargestellt durch die rote Linie).

Eklektorfangzahlen/ Aktivitätsverhalten

Zeitgleich mit dem Hauptflug im Offenland kulminierten in der KW 22 (27.5. - 2.6.2019) die Fangzahlen in den Eklektoren. Grund hierfür dürfte die warme Witterung ab dem 25.5.2019 sein mit Temperaturmaxima > 26 °C. Im Polter 42 wurden in dieser Woche mehr als 2.300 Buchdrucker gefangen. An den anderen Poltern lagen die Fangzahlen deutlich niedriger (16 – 169 Buchdrucker). An Polter 18/19 wurde zu diesem Zeitpunkt ein Folienriss dokumentiert, was die geringen Fangzahlen in den dort installierten Eklektoren erklären könnte.

Ab dem 19.06.2019 (KW 25) wurden mit Ausnahme des Polters 42 keine Buchdrucker mehr gefangen – statt dessen vermehrt Bastkäfer und Gestreifter Nutzholzborkenkäfer. An Polter 42 wurden in der KW 31 (der zweiten Hitzewelle des Jahres 2019) nochmals in geringer Zahl (N=43) Buchdrucker registriert. Sowohl die Zeitspanne von 9-10 Wochen nach Kulmination der Fangzahlen als auch die Beobachtungen des Borkenkäfermonitoring legen nahe, dass es sich hierbei um eine weitere Generation handeln könnte, die sich im Polter entwickelt hat. Es wurde beobachtet, dass die Folie durch Wind aufgebläht wurde, wobei dies vorrangig auf Wind expo- nierten Standorten, insbesondere bei sehr großer Polterhöhe ( > 3m ) und Polterlänge, erfolgte. Dies kann zu trockeneren Bedingungen im Polter geführt haben, welche die Entwicklung der Käfer begünstigte. Dies kann effektiv verhindert werden wenn, ergänzend zu den Beschwe- rungsrundhölzern am Boden, indem einfache Dachlatten auf die Stirnseiten der Polter ge- schraubt / genagelt werden.

Rindenuntersuchung

Bei Rindenuntersuchungen nach Öffnung der Folie fanden sich vereinzelt lebende Buchdru- ckerstadien als Larve, Puppe Jung- und Altkäfer. Nur ein Buchdrucker (Polter 42) wurde tot gefunden - verpilzte Individuen gab es nicht (s.o.).

Fazit zur Industrieholzfolierung

Der verhältnismäßig geringe Aufwand und die niedrigen Kosten von ca. fünf € / FM machen dieses Verfahren praktikabel. Das augenscheinlich stark durch Pilze angegriffene Holz (siehe Bild 3) wurde ohne Beanstandungen seitens des Holzkäufers abgenommen, wobei ausdrück- lich die frische Qualität des Holzes gelobt wurde. Dies war für den Verwendungszweck in der Zellstoffindustrie von großem Nutzen. Im Gegensatz dazu wiesen die offen gepolterten In- dustriehölzer eine extreme Trockenheit auf, was zu Schwierigkeiten im Verarbeitungsprozess führt. Dieses Verfahren eignet sich nicht zum Abtöten der Käfer – jedoch werden die Buchdrucker am Ausfliegen gehindert. Stehendbefall in der Nähe der Polterplätze trat nicht auf.

Das wichtigste in Kürze

  • Erweiterung der Optionen des integrierten Pflanzenschutzes um die unten vorgestellten Verfahren der Folienlagerung (falls die Abfuhr des forstschutzrelevanten Käferholzes nicht unmittelbar zu gewährleisten ist und dessen Entrindung nicht möglich sein sollte).
  • Bedecken oder Versiegeln von frischem Käferholz mit einer Folie verhindert die Entwicklung bzw. Ausbreitung des Käfers.
  • Die Anlage eines luftdichten Folienlagers zur Einlagerung von Nadelkalamitätsholz in Rinde ist förderfähig (FöRL Extremwetterfolgen; 80 % Anteilsfinanzierung, siehe auch FöRL-FAQs im Downloadbereich)
  • Kein Einsatz von Insektiziden nötig. Die Errichtung kann in Natur- und Wasserschutzgebieten ohne Genehmigungsverfahren erfolgen.

Die Verfahren im Überblick

Luftdichte Folienlagerung von Stammholz 

• luftdichte Versiegelung mit Polyethylenfolie bewirkt Ersticken der Käfer

• Schutz vor Holzaustrocknung, Pilz- und weiterem Insektenbefall

• Werterhalt von Rundholz

 

Silofolienabdeckung von Industrieholz 

• Bedecken eines Industrieholzpolters mit Silofolie

• mechanische Barriere verhindert Ausfliegen des Käfers

• geringer Aufwand und kostengünstig  

 


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