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Förderung für
den Waldbesitz

Gestalten und Lenken - Wiederbewaldung durch Jagd

16.12.21Pressemitteilung

Die vorangegangene und -schreitende Kalamität setzt neue Maßstäbe, die die Forstwirtschaft vor neue Herausforderungen stellt. Es eröffnen sich jedoch hierdurch vielerlei Möglichkeiten. Aus dem Tief der Kalamitätsbewältigung ist es nun möglich, der wohl klassischsten Aufgabe des Försterberufs nach zu kommen – dem Gestalten. Dem Gestalten eines der wohl wichtigsten Ökosysteme – den Wald der Zukunft.

Die Herausforderung einer erfolgreich gestalteten Wiederbewaldung stellen an die Biotopkapazität angepasste Wildbestände dar. Im Verlauf der Sukzession gibt es für alle Wildarten bestimmte Optimalphasen, zu denen besonders durch gezielte Förderung des Jagdgeschehens, auf eine Abnahme der intensiven Verbiss- und Schälbelastung hingewirkt werden muss. Die vorhandenen Kalamitätsflächen begünstigen eine Erhöhung der Biomassekapazität und somit den raschen Anstieg der Wildbestände. Ein offenes Geheimnis stellen vielerorts die überhöhten Schalenwildbestände dar, die eine zielgerichtete Wiederbewaldung eines klimastabilen, mit Mischbaumarten angereicherten Waldes erschweren und sogar unmöglich machen können. Der dargestellte Verlauf der Streckenergebnisse, verdeutlicht schon jetzt den Anstieg der Schalenwildbestände, besonders gut zu erkennen ab der beginnenden Kalamität im Jahr 2018.

 

Für die Wiederbewaldung im Staatswald steht die natürliche Sukzession vor der Pflanzung. Das Potential der natürlichen Verjüngung der Waldbestände mit einer Anreicherung durch weitere Mischbaumarten wird gefördert. Hier kommt es besonders auf die richtige Weichenstellung, insbesondere der Neuausrichtung einer langfristigen multifunktionalen jagdlichen Infrastruktur an. Diese Möglichkeiten sind erstmalig in dieser Form gegeben und müssen genutzt werden. Zudem essentiell ist dabei die Betrachtung und Einbeziehung wildbiologischer Zusammenhänge sowie Reaktionen und die daraus resultierenden Erkenntnisse zur Gesamtsteuerung. Der Zeitpunkt des Übergangs der Kalamitätsflächen in das Dickungsstadium ist besonders sensibel. Die Äsung von Gräsern und Kräutern nimmt schlagartig ab, eine bessere Deckung für das Wild entsteht. Diese Phase weist eine hohe Verbiss- und Schälbelastung auf. Die jetzt einzuleitende ausgleichende Wirkung der Bejagung greift der Minderung der Wildschäden im Wald vor, und unterstützt eine optimale Wiederbewaldung. Aufbauend auf die lokalen Verhältnisse, bezogen auf die Gesamtfläche, muss eine nachhaltig nutzbare jagdliche Infrastruktur gewährleistet werden. Schwerpunkt dabei bilden die regionalen, auf Forstamtsebene bezogenen jagdlichen Betriebskonzepte, die sich nun kalamitätsbedingt neu ausrichten. Der vorgegebene Rahmen soll, so effizient gestalterisch ausgenutzt, lokal mit Flächenbezug abgebildet werden. Die jagdlichen Betriebskonzepte, unter Einbeziehung der Wiederaufforstungsflächen, setzen die Leitlinien für eine strategische Neuausrichtung und stehen damit zukünftig im Fokus. Die Anlage von z.B. beruhigten Äsungsbereichen, Ruhezonen, Jagdschneisen, sowie die Umstellung hin zu einer zeitlich und flächig rotierenden Intervalljagd bilden Kernstücke der neuen Jagdbetriebskonzepte. Durch eine zielgerichtete Bejagung in Zusammenspiel mit einer optimalen Lebensraumgestaltung, kann der Wildschadensbelastung im Wald vorgebeugt werden.

 

Der Abbildung kann eine vorgenommene Beplanung einer Kalamitätsfläche unter Einbezug der jagdlichen Infrastruktur entnommen werden. Dort wurde mithilfe von Drohnentechnik und orthografischen Ausmessungen die Wiederbewaldung in Zusammenspiel mit einer neuen jagdlichen Konzeption angelegt. Diese flächenbezogenen Musterflächen bilden die Basis, an welcher die neue jagdliche Betriebskonzeption der landeseigenen Flächen im Forstamt aufbaut.

Vor dem Hintergrund des gesetzlichen Auftrags, stellt das Verbissgutachten einen überaus wichtigen Indikator dar, welcher die Handlungsspielräume sich hinsichtlich der Wiederbewaldung sowie der Abschusshöhe bieten, und muss einer konkreten Wiederbewaldungsplanung vorweg gehen. Das Verbissgutachten ist eine hoheitliche Tätigkeit, die über alle Besitzstrukturen hinweg geleistet wird. Es liefert gesicherte Aussagen über das Ausmaß des Verbissdrucks und unterstützt somit bei der Planung. Auf Basis einer Zeitreihe, durch wiederkehrende Aufnahmen, lassen sich Erfolge oder Stagnation in den einzelnen Jagdbezirken ableiten. Das Verbissgutachten, stellt insbesondere auch im Privatwald ein wichtiges Steuerelement dar, welches im Rahmen des gesetzlichen Auftrags kostenlos durch den Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen erstellt wird, um einen funktionalen klimaresilienten Wald der Zukunft aufzubauen zu können.

 

Autorin/Autoren/Fachkontakte:

• Hannes Lenke, FB III Verbissmonitoring, Hannes.Lenke@wald-und-holz.nrw.de
• Franz-Xaver Peindl, FB II Team Jagd, Franz-Xaver.Peindl@wald-und-holz.nrw.de
• Ann-Sophie Bilsing, FB II Team Jagd, Ann-Sophie.Bilsing@wald-und-holz.nrw.de


Weitere Informationen und Quellen:

Verbissgutachten | Wald & Holz (nrw.de)
Schonzeitverkürzung unterstützt Wiederbewaldung | Wald & Holz (nrw.de)
Umweltministerium NRW: Jagdstrecken-Statistik
AFZ der Wald - Empfehlung zum Ausgleich von Wald und Wild nach „Kyrill“ (Nr. 23/2009) S. 1236 ff; Autor: Dr. Michael Petrak 
Wiederbewaldungskonzept NRW 

 

 

 

Kontakt

Wald und Holz NRW
Nadine Neuburg
Albrecht-Thaer-Straße 34
48147  Münster

Tel.: +49 251 91797 211
Mobil: +49 171 5873290
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