Winterruhe im Wald
Waldbäume trotzen der Kälte mit selbstgebautem Frostschutz
Nicht tief verschneit, aber doch von einer dünnen weißen Decke überzogen liegt er da, der Winterwald. Seit Tagen schwanken die Temperaturen in NRW um den Gefrierpunkt. In einigen Nächten ist es bereits empfindlich kalt gewesen und auch tagsüber rieseln hin und wieder weiße Schneeflocken vom Himmel. Die Bäume im Wald stört das nicht, sie halten „Winterschlaf“.
Doch während es an dem einen Tag friert, zeigt das Thermometer zwischendurch wieder deutlich mildere Temperaturen an – manchmal sogar bis zu 10 Grad. Diese Schwankungen vertragen die Bäume, die Frost und Schnee durchaus trotzen, dagegen nicht so gut.
Natürlicher Frostschutz: Bäume halten Kälte gut aus
Bereits im Herbst haben die Laubbäume ihre Blätter abgeworfen, um sich auf den Winter vorzubereiten. Um sich vor Frost zu schützen, zieht der Baum schon bevor die Blätter zu Boden fallen Nährstoffe aus den Blättern und speichert sie im Ast-, Stamm- und Wurzelbereich. Dabei reichern sich verschiedene Stoffe wie Zuckerverbindungen und Proteine in den Zellen an und senken den Gefrierpunkt. Diese Strategie verhindert die Bildung von Eiskristallen in den Zellen, die diese irreparabel schädigen könnten. Den Baum schützt das vor dem Erfrieren.
Wechsel zwischen Wärme und Kälte für Bäume problematisch
Frost vertragen Bäume also gut, während ein Wechsel zwischen Wärme und Kälte besonders zum Ende des Winters ein Problem wird: Wenn nach dem ersten Laubaustrieb nochmal Spätfrost folgt, können Blätter oder Zweige der Laubbäume erfrieren. Wenn sogar ganze Zweige absterben, hat der Baum diese für immer verloren. Bei den Nadelbaumarten ist der jüngste Nadeljahrgang an den Zweigenden am stärksten gefährdet. Frostschäden an den nadelförmigen „Blättern“ sind auffällig. Ganze Kronen können sich rot-braun verfärben. Langfristig kann der Baum den punktuellen Schaden kompensieren. Doch die Knospen bleiben in der Regel gut geschützt. Sie reagieren auf längere, wärmere Zeiträume und können im Frühjahr und Frühsommer austreiben.
Herausforderungen des Klimawandels für das Ökosystem Wald
Trotz der klimawandelbedingt im Durchschnitt steigenden Temperaturen kommen frostige Tage mit Eis und Schnee im Winterhalbjahr weiterhin vor. Allerdings hat sich die Vegetationsperiode im Sommerhalbjahr und damit die Wachstumsphase im Wald inzwischen um gut zwei Wochen verlängert. Das führt automatisch zu einer Verkürzung der Winterruhe im Wald. Das kann auch mehr Stress bedeuten, da sich die Wachstums- und somit die Aktivitätsphase mit erhöhter Wasser- und Nährstoffumsetzung verlängert. Baumarten die aus wärmeren Regionen stammen, könnten dagegen profitieren. Allerdings nur, wenn sie nach einem frühen Austrieb nicht von einem späten Frosteinbruch überrascht werden.
Baumsamen brauchen Winterfrost
Die Samen einiger Baum- und Straucharten brauchen eine ausgedehnte Frostperiode, um nach dem Winter Keimen zu können. Nur so können im Frühjahr aus abgeworfenen Baumsamen neuen junge Bäume im Wald heranwachsen. Auch deshalb hoffen Forstleute dieser Tage auf frostige Temperaturen. Die Holzernte der Laubbäume findet idealerweise dann statt, wenn sich die Bäume in der sogenannten „Saftruhe“ befinden – um die Bäume möglichst schonend fällen zu können und um den Waldboden zu schützen. Das geht am besten, wenn sich die schweren Maschinen, die für die Holzernte genutzt werden, auf gefrorenem Boden bewegen.