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Förderung für
den Waldbesitz

Wertvolle Minilebensräume im Wald

22. Mai - Internationaler Tag der biologischen Vielfalt

18.05.22Pressemitteilung

Am 22. Mai 1992 haben sich 196 Vertragspartner, darunter die Bundesrepublik Deutschland, auf der UN Konferenz in Rio de Janeiro verpflichtet, die biologische Vielfalt zu erhalten. Biologische Vielfalt ist die Grundlage für die nachhaltige Entwicklung und Erhaltung unserer Ökosysteme.

Artenvielfalt zu erhalten funktioniert nur, indem man die Lebensräume der Tiere und Pflanzen erhält. Jede Art hat ganz spezielle Ansprüche, die zum Überleben erfüllt sein müssen. Im Wald sind es oft so genannte Mikrohabitate, die darüber entscheiden, ob Tier- oder Pflanzenarten überleben. Mikrohabitate sind unscheinbare Minilebensräume, die überall im Wald entstehen können. Das kann ein umgestürzter Baumstamm sein, der langsam verrottet und Lebensraum für spezialisierte Käfer ist. Eine Spechthöhle ist ein Mikrohabitat, welches nach den Spechten andere Vögel besiedeln. Die Baumhöhlen des Schwarzspechtes werden zum Beispiel anschließend zur Kinderstube von Hohltaube und Raufußkauz. Wenn die Höhlen älter werden, wird das langsam verrottende Holz zum Biotop für seltene Insektenarten, wie den Kardinalroten Schnellkäfer. Eine abgeplatzte Baumrinde kann ein Mikrohabitat für Fledermäuse sein. Auch die großen Baumpilze bilden an einem Stamm ein Mikrohabitat.

In Naturwaldzellen, Wildnisgebieten und Nationalparks bilden sich solche Mikrohabitate im Verlauf der natürlichen Waldentwicklung. Der überwiegende Teil unserer Wälder wird forstlich genutzt. Der Wald kann auf diese Weise vielfältige Leistungen wie die Holzproduktion erbringen und dem Menschen als Erholungsraum dienen. Das muss kein Widerspruch zur wichtigen Bedeutung des Waldes für die biologische Vielfalt sein. Auch im bewirtschafteten Wald entstehen Mikrohabitate, die einen Baum für die wirtschaftliche Nutzung uninteressant, für die biologische Vielfalt aber sehr wertvoll machen. Solche Mikrohabitate im Wirtschaftswald zu erhalten, ist ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt.

Alte und dicke Bäume mit bestimmten Merkmalen, beispielsweise Höhlen, haben dabei eine besondere Bedeutung. Diese sogenannten Habitatbäume spielen eine herausragende Rolle für die Artenvielfalt im Wald. Im Staatswald in NRW werden daher im Rahmen der Biotopholzstrategie „Xylobius“ zahlreiche alte und abgestorbene Bäume mit wertvoller Lebensraumfunktion dauerhaft von der Nutzung ausgespart. Sie verbleiben bis zu ihrem natürlichen Zerfall im Bestand und fördern so langfristig die Artenvielfalt auf der gesamten Waldfläche.

Info Habitatbaum

Ein Habitatbaum ist ein lebender oder toter, stehender Baum, der mindestens ein Mikrohabitat trägt. Der Begriff Mikrohabitat steht für kleinräumige oder speziell abgegrenzte Lebensräume. Viele verschiedene, zum Teil hoch spezialisierte Tier-, Pflanzen- und Pilzarten sind auf diese Mikrohabitate angewiesen. Jede Art lebt vorzugsweise in einem bestimmten Baummikrohabitat (BMH). Daher kann eine Vielzahl unterschiedlicher BMH in einem Wald vielen verschiedenen Arten Lebensraum bieten. Je zahlreicher wiederum die Arten sind, desto mehr ökologische Funktionen (z.B. Holzabbau, Bestäubung) können sie erfüllen.

Daher ist es für das Funktionieren von Waldökosystemen von Vorteil, möglichst viele Arten und möglichst viele Mikrohabitate zu haben. Bei der Auswahl von Habitatbäumen sollten Waldbesitzende den Schwerpunkt auf alte und dicke, heimische Bäume mit folgenden Lebensräumen legen: möglichst vielfältig, möglichst selten (z.B. Pilzfruchtkörper an lebenden Bäumen) und möglichst Lebensräume mit besonders langer Entwicklungszeit (z.B. große Mulmhöhlen). Als Richtwert werden mindestens sechs bis zehn Habitatbäume pro Hektar angestrebt.

Weitere Informationen

Xylobius - Lebensraum bewahren


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