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Förderung für
den Waldbesitz

Voller Einsatz für mehr Egge-Moore!

Bergwaldprojekt e.V. und Regionalforstamt Hochstift starten Wiedervernässung eines alten Moorstandortes

17.05.24Pressemitteilung

Seit Montag sind 15 freiwillige Helferinnen und Helfer des Bergwaldprojektes e.V. dabei, einen kleinen, aber wertvollen Moorstandort in der Egge bei Kleinenberg wieder zu vernässen. „Dafür müssen wir alte Entwässerungsgräben verschließen, damit das Wasser das ganze Jahr in dieser Senke steht“, erklärt Urla Ewender, Leiterin dieses Eggeprojektes und Projektkoordinatorin bei Bergwaldprojekt e.V.

Die Waldstandorte wurden vor 60 Jahren entwässert, um besser Forstwirtschaft betreiben zu können. Die Bedeutung von Mooren war damals noch nicht bekannt. „Im Gegensatz zu früher leidet der Wald heute regelmäßig unter ausgeprägter Sommertrockenheit. Wir wollen deswegen soviel Wasser wie möglich im Wald behalten“, ergänzt Oliver Sielhorst, zuständiger Revierleiter von Wald und Holz NRW.

Mit Unterstützung der Biologischen Station Paderborn hat Förster Sielhorst für das Projekt historische Moorstandorte in seinem Revier aufgespürt. „Die Expertise der Biostation war sehr hilfreich, denn die Standorte sind nicht immer leicht zu erkennen. Die alten Gräben sind meist verlandet, entwässern aber trotzdem noch unterirdisch, so dass die Flächen trocken aussehen“, so Sielhorst. Mit der Trockenheit sind auch die Torfmoose verschwunden, die sonst ein eindeutiger Hinweis auf Moorbildung sind. „Aber die Torfmoose können sich wieder ausbreiten, wenn die Fläche wieder nass genug ist“, weiß Sielhorst aus vorherigen Projekten.

Das bisher gute Wetter sorgt mit der hohen Motivation der freiwilligen Helferinnen und Helfer für einen guten Arbeitsfortschritt. “Bis Mittwochvormittag konnten wir bereits drei Querbauwerke fertig stellen“, freut sich Urla Ewender. Um das Wasser wieder einzufangen, werden Spundwände aus Holzbohlen in die alten Gräben gerammt. Der Bereich davor und dahinter wird mit Sägespänen und Erde verfüllt. Das Gemisch wirkt wie ein Schwamm, hält das Holz nass, so dass es nicht zu schnell morsch wird, und verbindet die durch den Graben getrennten Waldbodenbereiche neu.

Die Kosten für den seit 2020 vierten, einwöchigen Einsatz und die Vor- und Nachbereitung liegen bei ca. 21.000 €. Diese werden zu zwei Dritteln vom Bergwaldprojekt e.V. über Spenden und Firmenbeiträge gestemmt und zu einem Drittel über das Regionalforstamt Hochsift durch Landesmittel finanziert.

Das Holz für die Bohlenwege und Sperrbauwerke stellen Sielhorst und sein Team bereit. Auch die Logistik vor Ort unterstützen sie so gut es geht. „Wir kümmern uns halt, dass die Baustelle läuft“, so Sielhorst.

Untergebracht sind die Helferinnen und Helfer für die Woche in eigenen Zelten auf einem Zeltplatz. Ein Küchenteam des Bergwaldprojekts kümmert sich um die vegetarische, biologische und möglichst regionale und saisonale Verpflegung der Teilnehmenden.

Die Einsatzwoche wird von Bildungsarbeit begleitet und dadurch u. a. die durchgeführten Arbeiten in einen größeren Umwelt- und Nachhaltigkeitszusammenhang gesetzt. In jeder Bergwaldprojekt-Woche ist zudem eine Exkursion vorgesehen, bei der die vielfältigen Aspekte des Ökosystems vor Ort näher beleuchtet und seine Bedeutung und Bedrohung besser verständlich gemacht werden. In dieser Woche leitete Herr Sielhorst eine Waldführung, die ein Themenspektrum von Kalamität bis zu den aktuellen Diskussionen um die Egge mit viel Hintergrundwissen über die sehr bewegenden Zeiten der Eggewälder behandelt hat.

Das konkrete Beispiel hilft dabei, die globalen ökologischen Krisen zu veranschaulichen. Ewender ergänzt: „Wer eine Woche mit den Knien in einem alten Eggemoor stand und sich aktiv für das Ökosystem eingesetzt hat, vergisst das so schnell nicht und entwickelt eine neue Beziehung zum Moor.Die in der Woche gemachte Erfahrung der Selbstwirksamkeit motiviert die Teilnehmenden oftmals auch darin, den eigenen Alltag naturverträglicher und damit zukunftsfähiger zu gestalten.

Neben dem „mehr Wasser“ für den Eggewald, wird es hoffentlich auch in Zukunft wieder mehr ans Moor spezialisierte Arten in dem neu geborenen 0,85 Hektar großem Minimoor geben. Doch bis es soweit ist, bis die Torfmoose wieder wachsen und erst recht bis wieder ein Moorwachstum einsetzt, wird es noch Jahrzehnte dauern. Die Natur braucht Zeit, um sich selbst zu heilen. Aber dann speichert das alte neue Moor sozusagen nebenbei noch eine Menge Kohlendioxid. Ein neues Kleinod in der Egge.

 

Bergwaldprojekt

Das Bergwaldprojekt organisiert seit über 30 Jahren Freiwilligeneinsätze im Wald, Moor und in Offenlandschaften. Dieses Jahr wird der Verein mit seinen Einsatzwochen allein in Deutschland über 5.000 Freiwillige in die Natur bringen. 2024 werden 186 Projektwochen an 95 verschiedenen Standorten in ganz Deutschland stattfinden. Ziele der Arbeitseinsätze sind, die vielfältigen Funktionen der Ökosysteme zu stabilisieren, den beteiligten Freiwilligen die Bedeutung und die akute Bedrohung der natürlichen Lebensgrundlagen bewusst zu machen und daran mitzuarbeiten, die notwendige sozial-ökologische Transformation in der Gesellschaft umzusetzen.

Mehr Informationen

Bergwaldprojekt e.V.


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