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Förderung für
den Waldbesitz

Diethard Altrogge in den Ruhestand verabschiedet

Generationswechsel im waldreichsten Regionalforstamt von Wald und Holz NRW

30.04.20Pressemitteilung

Andreas Wiebe, Chef von Wald und Holz NRW verabschiedete Forstamtsleiter Diethard Altrogge mit Ablauf des April 2020 in den Ruhestand. Wiebe dankte Altrogge für seine Dienste in der Landesforstverwaltung unseres Landes. 33 Jahre leitete Diethard Altrogge das heutige Regionalforstamt Siegen – Wittgenstein und vorher das Forstamt Hilchenbach. Es waren zwei Sätze, die sein Wirken prägten: „Ich kann mich den Wäldern nicht entziehen“, und „…es muss auch wahr werden!“ Diethard Altrogge selbst bezeichnete seinen beruflichen Werdegang im Forst als einen großen Glücksfall im Leben.

Auch Hubert Kaiser, Abteilungsleiter Forsten-Naturschutz und Leiter der Landesforstverwaltung im Umweltministerium Nordrhein-Westfalen, bedankte sich persönlich bei Diethard Altrogge für seine außergwöhnlichen Leistungen im Rahmen der Einführung der naturnahen Waldwirtschaft: „Im immer deutlicher werdenden demographischen Wandel gehen nun die Führungskräfte in den wohlverdienten Ruhestand, die unsere Wälder in eine naturgemäße Waldbewirtschaftung überführt haben und für die Anpassung der Wälder an den Klimawandel wichtige Weichen gestellt haben. Seine Erfahrung wird der Verwaltung in Zukunft fehlen.“

Aufgewachsen in Hagen, geprägt durch die familiären forstlichen und landwirtschaftlichen Verhältnisse der Familie im Weserbergland, studierte er nach seinem Abitur Forstwissenschaften in Göttingen (zeitweise in Freiburg) und trat seine Referendarzeit 1978 im Staatlichen Forstamt Hilchenbach an.

Nach der großen Forstlichen Staatsprüfung folgten 5 Jahre Tätigkeiten an der Höheren Forstbehörde Westfalen-Lippe in Münster und anschließend  5 Jahre als stellvertretender Forstamtsleiter des Staatlichen Forstamtes  Attendorn im Sauerland. 1987, also vor 33 Jahren, übernahm er dann die Leitung des Staatlichen Forstamtes Hilchenbach. Seit 2008, nach der Organisationsreform und Zusammenlegung der Forstämter Hilchenbach, Siegen Nord und Siegen Süd zum Regionalforstamt Siegen-Wittgenstein wurde er dessen Leiter.

Ganz viel seines späteren forstwirtschaftlichen, waldbaulichen, forstpolitischen und naturschützerischen Weges seien in Münster und in Attendorn aufgezeigt worden, so Diethard Altrogge.

Ganz besonders seine damaligen Chefs, Hans-Joachim Meyer in Hilchenbach, Hans Jürgen Wegener und Michael Tietmeyer in Münster oder Vicke von Bassewitz im Forstamt Attendorn waren  für seine Prägung ausschlaggebend. Der Blick ging schon damals weg vom Waldbestand hin zum Einzelbaum: ein früher Kurswechsel vom Altersklassenwald zur naturgemäßen Waldwirtschaft im Forstamt Hilchenbach. Hilchenbach war ein Testforstamt für die heute allgemeingültige naturnahe Forstwirtschaft in NRW. Keine Kahlschläge, Dauerbestockung, Leistungskontrolle in den Wäldern, Erhaltung eines gesunden Waldklimas, Qualitätserzeugung, Pflege des Einzelstammes und hohe Betriebssicherheit waren die Eckpfeiler dieser Waldbaurichtung.

Im Forstamt Hilchenbach selbst traf Diethard Altrogge auf eine Mannschaft, die sich von diesen neuen Ideen begeistern ließ, sie teilweise schon praktiziert hatte und viele Waldbesitzer mitriss. Auf das Team und auf seine Zusammenarbeit mit den Försterinnen und Förstern vor Ort und dem Forstamtsbüro ließ Altrogge nie etwas kommen. „Ebenso ein Glücksfall, mit ihnen zusammengearbeitet zu haben“, so Altrogge.

Die Ansiedlung und Förderung bedrohter Tier- und Pflanzenarten, die konsequente Freistellung der Bachtäler und Fließgewässer von standortfremder Bestockung mit nachfolgender Bepflanzung der passenden Gehölze, die Renaturierung der Quellbereiche oder die Schaffung von Feuchtbiotopen mit Sprengungen der Bundeswehr startete Altrogge schon Ende der 80er Jahre. Im Staatswald entwickelte er mit seinen Kolleginnen und Kollegen  die Fichtenreinbestände konsequent zu Bergmischwäldern. Gleichzeitig wurden in rund 220 Waldgenossenschaften und Forstbetriebsgemeinschaften die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer beraten und betreut.

Gerade die zahlreichen Gespräche und Versammlungen mit den Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern (17.000 im RFA Siegen-Wittgenstein), ganz besonders den Waldgenossen im Siegerland und in Wittgenstein, den vielen betreuten Kommunen, den bäuerlichen Kleinprivatwaldbesitzern oder den Vertretern des Großprivatwaldes in Berleburg und Laasphe sowie Kreuztal waren Altrogge immer ganz besonders wichtig.

„Eine gute forstliche Betreuung erspart die Durchführung zahlreicher hoheitlicher Aufgaben, die intensive Kontrolle der Einhaltung der Gesetze und Vorgaben“, sagt Altrogge. Diese erfolgreiche Devise ist gleichzeitig Kern der in NRW gepflegten besitzübergreifenden Forstverwaltung.

„Diethard Altrogge danke ich für die intensive Zusammenarbeit und seine Unterstützung bei der Leitung von Wald und Holz NRW“, betonte Andreas Wiebe zum Abschied. „Er war als Teil der vielfältigen Führungsmannschaft immer belebend und aktiv. Vielfalt ist nicht nur waldbaulich -bei Baumarten und Baumalter- sondern auch betrieblich Bereicherung und Erfolgsfaktor zugleich.“

Auch der Ausgleich zwischen Wald und Wild war Altrogge eine Herzensangelegenheit. Neue Jagdpraktiken, eine andere jagdliche Handhabung und ganz besonders die ethische Betrachtung der Jagd thematisierte Altrogge in vielen Veranstaltungen an  praktischen Beispielen.

Dabei standen die naturnah aufgebauten Wälder stets im Mittelpunkt.

Die Minimierung der Wildschäden und dabei gleichzeitig eine beherzte Jagdausübung waren ihm wichtig, um die zunehmende Vielfalt im Wald zu ermöglichen. Über 20 Jahre war er Rotwildbezirksleiter in Olpe und im Siegerland.

Ein weiterer Schwerpunkt seiner Aufgaben war für Altrogge die Vermittlung von „Waldwissen/Erholung und Gesundheit“ für die waldbesuchende Bevölkerung. Im Bereich der Waldpädagogik und der Umweltbildung ergänzte er deshalb vor 20 Jahren die erfolgreiche Arbeit im Jugendwaldheim Gillerberg durch den Um- und Ausbau der alten königlichen Försterei auf Hohenroth. Wegbegleiter aus Politik, Wirtschaft und Medien retteten mit Altrogge Hohenroth vor dem Abriss. Mit dem Verein Waldland Hohenroth wurde ein Waldinformationszentrum aufgebaut, das seitdem - trotz der Abgeschiedenheit in den Wäldern der Rothaargebirges – mit Café und jährlich rund 100 Angeboten an  Seminaren, Vortragsveranstaltungen, Exkursionen, Themenwegen und dem Rotwild/Damwildgehege stark besucht wird und überaus beliebt ist.

„Naturentfremdung, schwindender Waldgesinnung und Naturvergessenheit können wir durch persönliches Erleben wirkungsvoll begegnen. Dazu hat der Forstmann Diethard Altrogge Bleibendes beigetragen“, hebt sein Chef Andreas Wiebe hervor.

Altrogge: „43 Jahre im Wald und am Wald gearbeitet zu haben erscheinen lang, sind aber aus der Sicht des Waldes nur ein Wimpernschlag. Das muss man sich immer vor Augen halten. Ich hatte so unendlich viel Glück, an tollen Stellen der Landesforstverwaltung arbeiten zu dürfen, immer den Wald als komplexes, geheimnisvolles Wesen im Auge.“ Diethard Altrogge geht voller Dankbarkeit, aber auch etwas wehmutsvoll. Mögen die neuen, jungen Kolleginnen und Kollegen im Forstamt mit den Älteren an ihrer Seite und der großen Energie der  wundersamen, komplexen und geheimnisvollen Waldökosysteme, die Wälder in Siegen-Wittgenstein auch weiterhin auf ihrem spannenden Weg in die Zukunft begleiten.


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