Skip to main content
Förderung für
den Waldbesitz

Was tun mit Dürrständern?

25.11.20Pressemitteilung

Auf vielen Schadflächen werden stehende, abgestorbene Fichten verbleiben. Einerseits sind diese „Dürrständer“ waldbaulich sinnvoll, andererseits unberechenbare Gefahrenquellen. Doch es gibt Lösungsansätze.

Fichten sterben aktuell in großen Landesteilen flächig ab. Trockenheit und Käfer tun seit 2018 in NRW und darüber hinaus ihr Werk. Dadurch stehen viele Waldbesitzer vor der bislang noch nicht dagewesenen Frage: Was tun mit den vielen Fichten, die noch stehen, aber bereits abgestorben sind?

 

 

Keine Relevanz für Forstschutz

Sind die Käfer ausgeflogen, besteht keine Notwendigkeit mehr, die trockenen Fichten zum Zweck der „sauberen Waldwirtschaft“ zu entnehmen. Die Bäume sind dann nicht mehr forstschutzrelevant – sie locken den Borkenkäfer nicht mehr an und stellen damit keine Gefahr mehr für potenziell noch gesunde Bestände dar.

Besteht keine Aussicht auf Absatz mit positivem Deckungsbeitrag (Holzerlös abzüglich Erntekosten), bleiben die sogenannten Dürrständer häufig stehen, was die Holzqualität stark verschlechtert.

Das Stehenlassen der trockenen Fichten schützt vor Kahlflächeneffekten und ermöglicht das Einbringen von Halbschatt- und Schattbaumarten. Noch im Unter- oder Zwischenstand verbliebene Bäume anderer Arten werden stabilisiert. Dürrständer brechen mit der Zeit allerdings zusammen und können die Naturverjüngung oder Pflanzung schädigen. Auch die Brandgefahr kann sich in den ersten Jahren durch Kronenabbrüche erhöhen. Die Arbeitssicherheit in solchen Beständen ist stark eingeschränkt.

Die flächige Entnahme erleichtert zwar die Wiederaufforstung, jedoch entstehen häufig große Kahlflächen - die Pflanzung oder Saat von Schattbaumarten wie Buche oder Weißtanne ist kaum mehr möglich. Hier muss dann zunächst ein Vorwald aus Pionierbaumarten abgewartet oder eingebracht werden.

Die Ernte von Dürrständern birgt durch potenziell unkontrolliertes Zusammenbrechen besondere Gefahren. Allerdings müssen die trockenen Fichten dort eingeschlagen werden, wo ein Gefährdungspotenzial mit Beseitigungspflicht vorliegt. Ist kein Absatz mehr möglich, ist das Umschneiden und Liegenlassen an Wegen (Abstand mindestens eine Baumlänge) eine Option.

Dürrständer waldbaulich nutzen

Es gibt mehrere Möglichkeiten zur teilweisen Entnahme – ein Beispiel ist die schachbrettartige Entnahme der Dürrständer. Dieses Verfahren wurde im Lehr- und Versuchsrevier Hirschberg (Forstamt Arnsberger Wald) durchgeführt. Die freigelegten Flächen können sofort wiederbewaldet werden. So erhalten die aufwachsenden Bäume einen Schutz vor den Gefahren der Freifläche wie Trockenheit, (Spät-)Frost oder starker Sonnenstrahlung. Alternativ können anstelle eines „Schachbrettmusters“ femelartige Löcher in den Bestand gelegt werden.

Die steigende Instabilität der Fichten-Dürrständer darf allerdings bei zukünftigen Pflegemaßnahmen nicht außer Acht gelassen werden. Vor allem sollte auf Pilze geachtet werden, denn sie sind Indikator für erhöhte Bruchgefahr.

 

Häufig brechen die Stämme von oben nach unten – Erfahrungen zum Beispiel aus Nationalparken zeigen, dass schon nach etwa zwei Jahren eine erhöhte Gefahr von Kronenbrüchen besteht. Die aktuelle, bisher nie dagewesene Situation mit über mehrere Vegetationsperioden andauernder Trockenheit sowie Käferkalamität kann allerdings auch zu veränderten ­Bedingungen führen, sodass eine individuelle Gefährdungsbeurteilung vor Betreten des Bestandes unerlässlich ist.

 

„Stockachselpflanzung“

Eine andere vorgeschlagene Methode ist das Stehenlassen von etwa 2 bis 3 m hohen Fichtenstöcken auf der Fläche. In den Stockachseln kann eine Neuanpflanzung mit klimastabilen Baumarten erfolgen. Im Schatten der Stöcke sind die jungen Pflanzen zumindest zu einem gewissen Grad vor Klimaextremen der Freifläche geschützt. Zudem sorgt ein Trichtereffekt durch die Wurzelanläufe dafür, dass Niederschläge zur Pflanze geleitet werden. Bei der Pflanzung von jungen Nadelbäumen besteht jedoch die Gefahr durch Befall des Großen Braunen Rüsselkäfers – dieser vermehrt sich in frischen Nadelholzstöcken.

 

Legt man einen Lochhieb an und fällt die Randfichten in diesen hinein, kann man in diesem Verhau eine Pflanzung anlegen. Dies kann die Pflanzung bis zu einem gewissen Grad vor Wildschäden schützen, weil die Flächen für das Wild schwerer begehbar sind. Auch die Vorteile des liegenden Totholzes wie Nährstoffrückführung in den Boden und Wasserspeicher sind hier nutzbar. Zumindest am Anfang ist auch ein gewisser Schattenwurf noch vorhanden, der die Pflanzen schützt.

 

Eine Sondersituation ist der Buchenvoranbau unter Fichte. Entfällt der Schirm durch Entnahme der toten Fichten abrupt, hat dies negative Auswirkungen auf die Qualitätsentwicklung der vorangebauten Buchen. In diesem Fall ist es oft besser, den Schirm – auch wenn er abgestorben ist – so lange wie möglich zu erhalten.

 

 

Ansprechpartner

Dr. Carolin Stiehl

Team Waldbau

SG 51/53

Tel.: 0 29 31/78 66-405

Mobil: 0171/587 30 99

E-Mail: carolin.stiehl@wald-und-holz.nrw.de


» Seite drucken