Feuchtwälder im Klimawandel:
wertvoll und schützenswert
Münster, 30.10.2024. - Im Fokus des Forschungsprojekts „BioFeuchtHumus“ der Universität Osnabrück und des Landesbetriebs Wald und Holz Nordrhein-Westfalen, stehen die Böden von Feuchtwäldern. Forschende von Wald und Holz NRW und der Universität untersuchen wie diese besonders schützenswerten Lebensräume besser vor negativen Einflüssen durch den Klimawandel geschützt werden können. Auch, um die bemerkenswerte Klimaschutzleistung dieser Wälder zu sichern.
Feuchtwälder sind seltene Waldlebensräume, die stark vom Wasserhaushalt ihrer Böden geprägt sind. Die Böden von Feuchtwäldern sind die meiste Zeit des Jahres sehr feucht bis nass, können aber auch phasenweise austrocknen. Sie bilden sich in direktem Einfluss eines Fließgewässers oder des hoch anstehenden Grundwassers. In anderen Fällen findet man in ihrem Bodenprofil eine wasserstauende Schicht, die für ein längeres Überangebot an Wasser in den oberen Bodenschichten sorgt. Unter solchen Bedingungen können nur bestimmte Baumarten wie zum Beispiel Erlen oder Moorbirken vital wachsen. Zu den Feuchtwäldern gehören die sogenannten Au-, Bruch- oder Moorwälder und die von Stauwasser geprägten, wechselfeuchten Laub-Mischwälder.
Feuchtwälder speichern sehr viel Kohlenstoff und beherbergen eine besonders große Vielfalt an Tieren und Pflanzen, die auf diese Lebensräume angewiesen sind. Deshalb sind sie ausgesprochen wertvoll für den Klimaschutz und den Schutz der biologischen Vielfalt. Bei Starkregen können sie zudem Wasser zurückhalten und so zum Hochwasserschutz beitragen. Gleichzeitig sind sie durch den Klimawandel zunehmend gefährdet. Deshalb suchen Forscherinnen und Forscher mit dem Projekt „BioFeuchtHumus“ jetzt im dritten Jahr wirksame Möglichkeiten, sie zu schützen und langfristig zu erhalten.
Projekt leistet wichtigen Beitrag zum Schutz unserer Wälder im Klimawandel
Das Forschungsprojekt „BioFeuchtHumus“ wird aus Mitteln des Waldklimafonds noch bis zum Ende des Jahres 2024 gefördert. Die beiden Hauptprojektpartner Wald und Holz NRW und das Institut für Geographie der Universität Osnabrück arbeiteten im Verlauf des Projektes intensiv mit der NABU-Naturschutzstation Münsterland e. V., dem Institut für Angewandte Bodenbiologie aus Hamburg und dem Geologischen Dienst NRW zusammen.
Die Forschenden untersuchten den Boden in mehreren Münsterländer Waldböden intensiv. Sie betrachteten dabei die organische Auflage – die spezielle Feuchthumusform, den Kohlenstoffspeicher im Oberboden, verschiedene Parameter zum Wasser und Lufthaushalt der Böden, die bodennahe Vegetation und verschiedene Bodenlebewesen, darunter die Kleinringelwürmer. Aus den Forschungsergebnissen ergeben sich praktische Empfehlungen für die Anpassung der Feuchtwald-Ökosysteme an den Klimawandel. Die drei wichtigsten sind die Förderung der standortangepassten, heimischen Laubbaumarten, darunter die Flatterulme, Schwarzerle, Stieleiche oder Hainbuche, der Rückbau von Entwässerungen und eine minimierte oder schonende Befahrung. Die Böden von Feuchtwäldern können besonders empfindlich reagieren.
Ökologische Prozesse im Waldboden verstehen
„Alle Mitwirkenden im Projekt „BioFeuchtHumus“ verfolgen das gemeinsame Ziel, die ökologischen Prozesse im Waldboden besser zu verstehen. Denn wir sind uns einig darüber, dass der Schutz von Feuchtwäldern nicht nur den Blick auf das oberirdisch Sichtbare erfordert, sondern auch auf die Veränderungen und Kreisläufe im Boden“, sagt Michael Elmer, Leiter Team Waldnaturschutz, Wald und Holz NRW. „Für neue Erkenntnisse und die Erarbeitung von hilfreichen Handlungsempfehlungen, braucht es eine intensive und konstruktive Kommunikation mit allen Beteiligten. Deshalb sind solche Forschungsprojekte und die damit verbundenen Dialog-Veranstaltungen essentiell“, so Michael Elmer weiter.
„Wir brauchen Forschungsprojekte wie diese, um wichtige Erkenntnisse über den Zusammenhang von Prozessen im Boden und ihren Veränderungen im Klimawandel zu gewinnen“, erklärt Prof. Dr. Gabriele Broll vom Institut für Geographie der Universität Osnabrück. „So können wir auch den Lebensraum der Bodenorganismen besser verstehen.“ Neben Forschungsprojekten wie diesem sei aber auch die langfristig angelegte Forschung – das Monitoring der Waldböden unverzichtbar, betont Broll.
Erkenntnisse für Ausgestaltung von Förderinstrumenten nutzen
Anfang Oktober trafen sich alle Beteiligten Projektpartner zu einer zweitägigen Veranstaltung in Münster, um ihre Forschungsergebnisse einem interessierten Publikum vorzustellen und die gewonnenen Erkenntnisse offen zu diskutieren. Darunter war auch Dr. Britta Linnemann, Vorstand der NABU-Naturschutzstation Münsterland, die sagt: „Für das Fortbestehen der Feuchtwald-Ökosysteme, die viel Kohlenstoff speichern und eine hohe Bodenbiodiversität fördern, sind Optimierungen des Wasserhaushaltes notwendig. Es ist wichtig, dass die Erkenntnisse zum Schutz dieser Wälder noch stärker in die Gestaltung der Förderinstrumente einfließen“.
Weitere Informationen zum Projekt sind auf der Internetseite von Wald und Holz NRW verfügbar:
https://www.wald-und-holz.nrw.de/naturschutz/naturschutzprojekte-life