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Förderung für
den Waldbesitz

Häufig gestellte Fragen zur Holzernte und Waldpflege

Schreibtisch und Schrank sind bei vielen Menschen selbstverständlich aus Holz. Schön und sichtbares Zeichen ökologischer Verantwortung, denn Holz ist Natur. Holzfußboden Frühstücksbrett, Buch, Kaminofen - alles undenkbar ohne Holz.

Wenn aber der Wanderweg gesperrt ist, weil Forstleute den Rohstoff für die wertvollen Holzprodukte ernten, haben die Waldbesucherinnen und Waldbesucher oft drängende Fragen. Die Bilder der Forstleute und Forstmaschinen wirken fremd und bedrohlich im Wald, der doch eigentlich ein Ort der Erholung und der heilen Natur ist.

Mit der folgenden Liste der häufig gestellten Fragen können wir Ihnen hoffentlich die wichtigsten Antworten geben. Wenn Sie weitere Fragen haben schreiben Sie an waldohr@wald-und-holz.nrw.de.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Wem gehört der Wald und wer entscheidet, was im Wald passiert?

Jeder Quadratmeter unseres Waldes gehört jemandem. Betrachtet man die Verteilung des Eigentums auf die unterschiedlichen Waldbesitzarten, ist das Land NRW sogar ein eher kleiner Waldbesitzer. Insgesamt sind 27 % der Landesfläche bewaldet. Von diesen 935.000 Hektar sind lediglich 13 % staatliche Waldflächen, die vom Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen betreut und bewirtschaftet werden. Bundeswald, das sind zum weit überwiegenden Teil Waldflächen ehemaliger Truppenübungsgelände, gibt es auf 3 % der Flächen. Kreise, Städte und Gemeinden besitzen 21 % der Waldflächen und mit 63 % gehört der weit größte Teil unseres Waldes in NRW privaten Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern. Das können Kirchengemeinden oder Stiftungen sein, sehr große Privatbetriebe oder gemischte land- und forstwirtschaftliche Betriebe bis hin zu ganz „normalen“ Bürgern. Stellen Sie sich vor, allein 120.000 der rund 150.000 privaten Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer verfügen über Parzellen, deren Gesamtfläche kleiner als 2 Hektar ist. Eine ungeheure organisatorische Aufgabe für die Waldpflege!

Die Eigentümerinnen und Eigentümer des Waldes entscheiden grundsätzlich selber, was in ihrem Wald geschieht oder auch nicht geschieht. Dabei stecken einige wichtige Gesetze die Rahmenbedingungen ab. Dazu gehören das Bundeswald- und Landesforstgesetz NRW sowie das Bundes- und Landesnaturschutzgesetz.
Als Untere Forstbehörde achten wir darauf, dass die rechtlichen Regelungen bei der Waldbewirtschaftung eingehalten werden.

Für die private Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer stehen wir Forstleute als Dienstleistungsunternehmen mit unserem fachlichen Know How zur Beratung und Unterstützung in der Betreuung des Waldes zur Verfügung.
Im landeseigenen Wald, der neben dem Rohstoff Holz in besonderer Weise die Schutz- und Erholungsfunktionen bereitstellt, müssen wir Försterinnen und Förster jeden Tag die Balance zwischen den Ansprüchen der Waldbesucherinnen und Waldbesucher, dem Naturschutz und der Waldpflege finden, um das Beste für die dauerhafte Erhaltung des Waldes und die Zufriedenheit der Menschen zu erreichen.

Welche Regeln gelten im Wald und wer überwacht diese?

Wir haben in der Bundesrepublik sehr liberale Waldgesetze – das Bundeswaldgesetz , dass den Rahmen für die Ländergesetze vorgibt und in Nordrhein-Westfalen das Landesforstgesetz NRW. Vom Betretungsrecht bis zu den Grundsätzen der Waldbewirtschaftung ist dort alles geregelt.
Die Regionalforstämter sind als Untere Forstbehörden zuständig für die Einhaltung der Gesetze in allen Waldeigentumsarten. Immer wenn es um naturschutzfachliche Dinge geht sowie um das Reiten im Wald muss man das Landesnaturschutzgesetz NRW  und das Bundesnaturschutzgesetz hinzuziehen.

Auf unserer Internetseite finden Sie unter „Wald erleben – Verhalten im Wald“ zu verschiedenen Stichworten die wichtigsten Regeln in Kürze: Zu Fuß, Hunde im Wald, Reiten im Wald, Radfahren im Wald, Geocaching, Wald und Gesundheit.

Wen kann ich fragen, wenn ich mehr wissen möchte?

Wir haben ein offenes Ohr für Sie! Wir – das sind 300 Försterinnen und Förster in den Waldflächen vor Ort - den Forstbetriebsbezirken, oder auch umgangssprachlich Forstreviere genannt. Regional sind die Forstbetriebsbezirke (kurz FBBs) einem Forstamt zugeordnet, einem von 14 Regionalforstämtern in NRW, dem Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald oder dem Nationalparkforstamt Eifel. Auf unserer Internetseite finden Sie hier die Grenzen der Forstämter und die zugehörigen FBBs. Wenn Sie nicht sicher sind, wer in Ihrer Stadt oder Region zuständig ist, können Sie in den Regionalforstämtern nach Ihrem Förster oder Ihrer Försterin fragen. Dort können Sie auch erfahren, ob der Wald, der Sie interessiert, zu einem städtischen oder privaten Forstrevier mit eigenem Forstpersonal gehört.

Haben Sie generelle Fragen zum Wald, wissen aber nicht wen Sie fragen sollen, dann schreiben Sie eine Mail an Waldohr@wald-und-holz.nrw.de .

Zu innerörtlichen Grünanlagen und Straßenbäumen oder zu Baumschutzsatzungen helfen Ihnen die Kommunen und Kreisverwaltungen weiter.

 

Soll Wald und Holz NRW Geld verdienen?

Auch im Wald gilt – ohne Moos nix los…

Mit seinen insgesamt 1300 Beschäftigten arbeitet Wald und Holz NRW auf der ganzen Landesfläche in Nordrhein-Westfalen und hat als sogenannte Einheitsforstverwaltung drei Säulen – die Geschäftsfelder Hoheit, Dienstleistung und die Betreuung des landeseigenen Staatswaldes. Die umfangreiche Arbeit zum Wohle unseres Waldes und der Gesellschaft geht nicht zum Nulltarif.
Damit Wald und Holz NRW die vom Land per Gesetz auferlegten Aufgaben auch erfüllen kann, stellt das Land NRW dem Landesbetrieb einen Teil seiner Finanzmittel als sogenannte Transfererträge zur Verfügung. Dieser Betrag deckt aber nur knapp die Hälfte  der tatsächlich benötigten Mittel. Der Rest muss also erwirtschaftet werden.

Die wichtigste Basis für die Finanzierung des Landesbetriebes mit seinen vielfältigen Aufgaben bilden dabei die Umsatzerlöse aus dem Holzeinschlag im Rahmen der Waldpflege und der anschließende Holzverkauf aus dem landeseigenen Wald. Nachhaltiger Holzeinschlag ermöglicht nicht nur den Aufbau stabiler und gesunder Wälder. Wir kümmern uns um viele gesellschaftlich wichtige Aufgaben. Im Auftrag der Landesregierung bringen wir die Entwicklung von Klimaschutzplänen, Umweltwirtschafts- und Nachhaltigkeitsstrategien voran. Wir sind Pilotbetrieb für die Einführung der klimaneutralen Verwaltung und bearbeiten zahlreiche Forschungsvorhaben im Bereich Klimaschutz. Wir leisten durch unsere tägliche Arbeit einen Beitrag zur Umsetzung und Untersuchung, wie nachhaltige Entwicklung in der Gesellschaft vorangebracht werden kann.

Als Dienstleister stehen unsere Försterinnen und Förster den 150.000 Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern mit Rat und Tat zur Verfügung. Im Jahr 2015 konnten wir 46.790 von ihnen mit einer Fläche von 348.365 Hektar unterstützten. Die Ziele der Waldbesitzenden stehen dabei im Rahmen der geltenden Gesetze für uns an erster Stelle.


Die hoheitlichen Leistungen z.B. bei den Stellungnahmen zu Regional- und Bauleitplänen oder zum Waldnaturschutz werden immer intensiver.
Unsere Waldschutzbeauftragten kämpfen durch systematische Kontrollen in international arbeitenden Firmen gegen die Einschleppung von Schädlingen über Holzprodukte oder Verpackungsmaterial.

Die hoheitlichen Leistungen wie bei den Stellungnahmen zu Regional- und Bauleitplänen oder zum Waldnaturschutz werden immer intensiver. Schwierige Abwägungsprozesse wie zum Beispiel zwischen Windkraftanlagen im Wald und Artenschutz stehen auf der Tagesordnung.

 

Warum werden gesunde Bäume gefällt - und was passiert mit dem Holz?

Wir Forstleute lieben Produkte aus Holz, ihre vielseitigen Einsatzmöglichkeiten und deren unverwechselbare Ausstrahlung. Sie möglicherweise auch?!
Denn …

Jeder von uns verbraucht im Jahr durchschnittlich 1,3 Kubikmeter Holz aus dem Wald. Holz ist einer unserer wichtigsten nachwachsenden Rohstoffe überhaupt. Wir verbauen ihn in unseren Häusern als Dachstuhl, Parkett oder Tür und schätzen unsere Möbel aus Holz. Holz ersetzt in vielen Bereichen Stahl oder Beton und macht unsere Bauweise so ökologischer. Aus Buchenholz hergestellte Viskosefasern haben eine bessere Ökobilanz als Baumwolle und als klimaneutraler Energieträger ersetzt Holz die fossilen Brennstoffe wie Öl oder Kohle.
Die dauerhafte Verwendung von Holz und Holzprodukten aus nachhaltiger Forstwirtschaft speichert langfristig betrachtet mehr CO2, als wenn wir die Wälder einfach nur ungenutzt wachsen ließen. Holzverwendung trägt also zum Klimaschutz bei!
Trotzdem müssen wir noch besser werden, Holzprodukte möglichst lange zu nutzen, um so weltweit den Holzverbrauch zu reduzieren. Denn um den Holzbedarf in NRW zu decken, muss sogar Holz importiert werden.

Mit der Bereitstellung des Holzes aus unseren heimischen Wäldern tragen wir Försterinnen und Förster zur Sicherung von mehr als 180.000 Arbeitsplätzen in NRW bei.
Durch die kurzen Transportwege vom Wald zur weiteren Verarbeitung helfen wir, die Schadstoffbelastung für unsere Umwelt gering zu halten und die Einfuhr von Tropenholz auf ein notwendiges Maß zu beschränken.

Zum sogenannten Cluster Forst und Holz gehören außer den Forstbetrieben, Firmen aus dem Holzhandel, der Sägeindustrie, dem Holzgewerbe, der Möbelindustrie, dem Baugewerbe sowie dem Papier-, Verlags- und Druckgewerbe, die gemeinsam einen Umsatz von 39 Milliarden Euro (Jahr 2013) erwirtschafteten.

Wenn man sich die Produktpalette anschaut, wird sicherlich verständlich, dass das Holz gesunder Bäume für die Herstellung der vielfältigen Dinge notwendig sind. Kranke Bäume sind häufig bereits von Innen faul. Stellen Sie sich vor, dass das Fichtenbrett aus dem Baumarkt dem Nagel keinen Halt gibt weil die Fäule es weich gemacht hat. Oder das Brennholz im Kamin schon so verottet ist, dass es in wenigen Minuten verschwunden ist ohne zu wärmen. Vielleicht hilft ein Vergleich: der Salat ist auch frisch und knackig und nicht kurz vor dem Faulen, wenn er auf unsere Teller kommt.

Mehr Informationen zum Thema Klimaschutz durch Holznutzung finden Sie in dieser Broschüre.

Natürlich gibt es auch ökologische und waldbauliche Gründe für das Fällen von Bäumen. Bitte lesen Sie hierzu weiter unter „Kann man den Wald nicht einfach wachsen lassen?“.

Kann man den Wald nicht einfach wachsen lassen?

Ja – theoretisch – und Sauerstoff würde er auch produzieren, aber da gibt es einige Ziele und Aufgaben, die wir nicht aus den Augen verlieren dürfen.

So verfolgen wir Forstleute bei der Waldpflege mit großer Leidenschaft den Aufbau ökologisch wertvoller Mischwälder mit unterschiedlich alten Laub- und Nadelbäumen. Aus der aktuellen Landeswaldinventur für NRW wissen wir, dass wir es in den letzten Jahren geschafft haben, den Anteil der Laubwälder auf heute 58 % zu erhöhen – Tendenz weiter steigend. Der Waldumbau – weg von Nadelbaum dominierten Wäldern hin zu gesunden und stabilen Mischwäldern – ist in Zeiten der klimatischen Veränderungen unsere Hauptaufgabe bei der Waldpflege. Wie genau sich die Wälder in den nächsten 100 Jahren entwickeln, hängt von vielen Faktoren ab. Ein Rest an Unsicherheit bleibt. Die Verringerung der Risiken durch Risikostreuung ist eine Möglichkeit für uns Forstleute und Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, einen aktiven Beitrag zu einer zukunftsfähigen Waldgestaltung zu leisten. Wir wollen, dass unsere Wälder so gut wie möglich gegen zunehmende Trockenperioden im Sommer, häufiger auftretende Stürme und auch tierische Schädlinge, wie den Borkenkäfern, gewappnet sind.
Gemischte und ungleichaltrige Wälder, in denen alle Wachstums- und Zerfallsphasen vorkommen, tragen außerdem zur biologischen Vielfalt im Wald bei und bereichern den Lebensraum Wald mit seiner typischen Flora und Fauna.

Gleichzeitig brauchen die Sägewerke in Nordrhein-Westfalen ausreichend Holz für verschiedene Produkte wie Dachstühle, Fussböden oder Möbelholz. Gerade bei Holzkonstruktionen wird oft Nadelholz benötigt. Von daher werden wir weiterhin Nadelbaumarten anbauen. Anstatt nur auf die Fichte zu setzen, setzen wir auch auf neue Nadelbaumarten wie Douglasie, Küstentanne und Weitßtanne.

Neben dem Waldumbau aus Klimaschutzgründen fördern wir mit unseren Maßnahmen den Naturschutz im Wald. Aus diesem Grunde fällen wir auf sensiblen Standorten wie z.B. an Feuchtwiesen, Bachrändern, Quellbereichen, insbesondere auch Fichten, um der natürlichen Sukzession ihren Lauf zu lassen oder um mit einer regelmäßigen Mahd Freiflächen dauerhaft zu erhalten.

Entlang von öffentlichen Wegen und Straßen (nicht entlang von Autobahnen und Bahntrassen) oder Wohnbebauung müssen wir die Verkehrssicherungspflicht beachten. An solchen Orten kümmern wir uns um die Entnahme von Bäumen, die eine Gefahr für Leib und Leben darstellen. Wenn zum Beispiel dicke Äste herunter zu fallen könnten oder sogar der ganze Baum umzustürzen droht.

Wird der Wald ausgebeutet?

In Deutschland beherzigen Generationen von Forstleuten das Prinzip der Nachhaltigkeit als oberstes Gebot bei der Waldbewirtschaftung. Nachhaltigkeit bedeutet für die Holznutzung, dass immer weniger Holz eingeschlagen wird als nachwächst.
Ein Blick in die Kulturgeschichte zeigt, dass noch vor 150 Jahren viele Landstriche komplett entwaldet waren, in die verbliebenen Wälder wurden im Herbst zur Eichen- und Bucheckern Mast Schweine und Kühe getrieben und das Laub diente in den Ställen als Einstreu. Weil die Holzknappheit zu einem großen Problem wurde, begann man schon vor rund 300 Jahren damit, Wälder nicht nur zu nutzen sondern auch zu pflegen und entwaldete Landschaften wieder aufzuforsten. Das war der Beginn der nachhaltigen Forstwirtschaft.

Mit den Waldbesitzenden tragen Försterinnen und Förster in NRW durch ihre Arbeit seit Jahrzehnten dazu bei, dass sowohl die Waldflächen als auch die Holzvorräte stetig zunehmen. Dieses Ergebnis bestätigte auch die dritte Bundeswaldinventur im Jahr 2012. Danach wachsen in NRWs Wäldern pro Jahr 9,4 Mio. Kubikmeter Holz nach. Geerntet werden aber nur 10,7 Mio. m³. Die Ergebnisse der aktuellen Landeswaldinventur zeigen, dass der Holzvorrat je Hektar mit 318 Kubikmetern nur knapp unter dem Bundesdurchschnitt von 336 Kubikmetern liegt. Dies entspräche einem Holzwürfel mit einer Kantenlänge von 6,8 Metern.

Die beiden international anerkannten Gütesiegel, PEFC und FSC® auf Holz und Papier garantieren Ihnen als Verbraucherinnen und Verbrauchern, dass die jeweiligen Produkte aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen. Der dem Land NRW gehörende Staatswald ist komplett und viele private und kommunale Flächen sind zu großen Teilen nach diesen Standards zertifiziert.
Nach einem Holzeinschlag ruht die Holzernte in diesem Waldbereich für mehrere Jahre!

Sind Kahlschläge erlaubt?

Ja, Kahlschläge sind nach dem Landesforstgesetz NRW § 10 (2) erlaubt, allerdings nur bis zu einer maximalen Größe von 2 Hektar. Ausnahmen sind abschließend im Gesetz erläutert.
Kahlflächen sind nach Forstrecht innerhalb von zwei Jahren wieder aufzuforsten oder zu ergänzen, falls nicht die Änderung/Umwandlung in eine andere Nutzungsart genehmigt oder sonst zulässig ist. Eine natürliche Ansamung von Waldbäumen kann im Einzelfall auch von der Unteren Forstbehörde als Wiederbegrünung akzeptiert werden.
Im landeseigenen Wäldern sind Kahlschläge aber die absolute Ausnahme wenn zwingende Gründe vorliegen. Denn Kahlschlags-Wirtschaft schädigt den Wald und ist im Nachhinein oft mir hohen Pflegekosten verbunden. Wir setzen stattdessen auf eine zeitgemäße, naturnahe Waldbewirtschaftung.

Wann dürfen Bäume geerntet werden?

Im Wald dürfen Bäume das ganze Jahr über gefällt werden. Das Landesforstgesetz NRW gibt da keine Einschränkung vor. Das ist also anders als bei Bäumen in der Stadt oder Hecken in der freien Landschaft, wo das Bundesnaturschutzgesetz das Fällen und Schneiden von März bis Ende September stark einschränkt.

Im Wald arbeiten wir überwiegend und am liebsten im Winterhalbjahr, weil die gesamte Pflanzenwelt in dieser Zeit im Ruhemodus steht. Gräser, Farne und Kräuter überwintern, bei den Bäumen läuft der Wassertransport von den Wurzeln in die Krone und das gesamte Wachstum auf Sparflamme. So wirken sich etwaige Schäden durch das Fällen an den verbleibenden Bäumen deutlich weniger schlimm aus. Frosttage, an denen der Waldboden richtig festgefroren ist, sind ideal für die Waldarbeit mit den großen Maschinen, aber zu unserem Bedauern leider viel zu selten. Hier wägen wir ständig ab, wann wir welche Arbeiten im Wald durchführen können oder eben nicht.

Aber auch bei bester Organisation lassen sich nicht alle Einschlagsarbeiten auf den Herbst und Winter beschränken. Eine Ausnahme ist z.B. die Bereitstellung von Fichten für die Papierherstellung. Die Papierindustrie benötigt zu weiteren Verarbeitung im Jahresverlauf immer frisches Holz.
 

Nach welchen Kriterien entscheiden Forstleute, welche Bäume gefällt werden?

Mit unserer Waldpflege machen wir den Wald fit für die Zukunft. Wir fördern seine Gesundheit und Widerstandskraft und seine Stabilität.

Unserer Wälder sind im Durchschnitt 75 Jahre alt und durch die vielen Aufforstungen nach dem Ende des zweiten Weltkrieges liegt auch der flächenmäßige Schwerpunkt in den Altersklassen 41 bis 80 Jahre. 28 % der Nadelbaumfläche und 12 % der Laubbaumfläche befinden sich in diesem mittleren Alter. Bei der Waldpflege, dieser Bestände geht es in erster Linie darum Licht und Luft in den Baumkronen zu schaffen. Mit kritischem Blick suchen Försterinnen und Förster bei den Durchforstungen zunächst einmal die Zukunfts-Bäume, kurz Z-Bäume, aus, die von guter Qualität und vital sind und entnehmen gezielt einzelne Bäume, die diese Z-Bäume bedrängen und in ihrem Wachstum behindern. Somit sorgen wir für eine bessere Licht-, Wasser- und Nährstoffversorgung der Z-Bäume, die dann ihr weiteres Wachstum und ihre Stabilität verbessern können. Gleichzeitig können wir auch eingemischte Baumarten fördern, zum Beispiel eine vom Eichelhäher ausgesäte Eiche in einem Kiefernbestand, und steuern so eine Mischung der Baumarten und den Artenreichtum in den Waldbeständen.
Durch die Aufteilung unserer Wälder in Pflegeblöcke kommen wir erst nach mehreren Jahren (5 bis 10 Jahren) wieder auf dieselbe Fläche, so dass die Wälder Zeit für Wachstum und Regeneration haben.

Der Erfolg unserer Waldpflege spiegelt sich in den Statistiken der Landeswaldwaldinventur wieder: Unsere Wälder in NRW bestehen zu 55 % aus mindestens zwei Baumschichten, wovon 5 % plenterwaldartige Strukturen haben, das heißt mehrschichtig in ihrem vertikalen Aufbau sind und auch mehr als zwei Baumarten aufweisen.

In den älteren Baumbeständen legen wir den Schwerpunkt der Pflegeeingriffe auf die Nutzung der Bäume, die ihre Zielstärke für eine optimale Verwertung und Vermarktung erreicht haben und ernten sie bevor die natürliche Alterungs- und Zerfallsphase beginnt (siehe hierzu auch Kapitel „Wildnis“). Auch hier schauen wir nach Qualität, Vitalität und Verteilung der Bäume im Bestand und entnehmen einzelne Bäume bis hin zu kleinen Gruppen. Auf Kahlschläge verzichten wir im Landesbetrieb.

Mit dem Spiel von Licht und Schatten stoßen wir eine Dynamik in den älteren Baumbeständen an, die den Nachwuchs, sprich die natürliche Ansamung von Bäumen fördert. Durch diese Maßnahmen leiten wir z.B. die Erhaltung der autochthonen Buchenbestände - unser UNESCO Naturerbe - ein, oder stoßen mit der Unterpflanzung von Buche in Fichtenwäldern den Waldumbau von Fichtenreinbeständen zu Mischbeständen hin an, die eine höhere Klimaplastizität haben als Reinbestände.

Biotopbäume mit Pilzen oder Höhlen lassen wir gezielt für Spechte, Fledermäuse und andere Tierarten als „ökologisches Gold“ stehen, denn wir wissen, wie wichtig das stehende und liegende Alt- und Totholz für die Artenvielfalt von Vögeln, Säugetieren, Insekten und Pilzen ist, also die Biodiversität im Wald enorm unterstützt. (siehe auch Kapitel „Wildnis“). Diese konsequente Strategie der letzten Jahre hat zu einem Totholzanteil von 7 % des lebenden Holzvorrates in NRW geführt.

Warum hat Bäume fällen was mit Waldpflege zu tun?

Mit jedem Baum der geerntet wird, kommt etwas Licht in den Wald. Mit dem Spiel von Licht und Schatten stoßen wir eine Dynamik in den älteren Waldbeständen an, die den Nachwuchs, sprich die natürliche Ansamung von Bäumen fördert. Diese Naturverjüngung ist wichtig für die Erhaltung der heimischen Wälder und deren Genpool. Denn die Elternbäume können so „ihr Wissen“ um die örtlichen Besonderheiten wie Niederschlag, Trockenheit, Kälte und Bodenzusammensetzung an die Nachkommen weitergeben. Dazu gehören besonders die Buchenbestände- unser UNESCO Naturerbe.

Mit der Unterpflanzung von Buchen und verschiedenen Nadelgehölzen in Fichtenwäldern stoßen wir den Waldumbau von Fichtenreinbeständen zu Mischbeständen hin an, die eine höhere Klimaplastizität haben, als Reinbestände.
Biotopbäume mit Pilzen oder Höhlen lassen wir gezielt für Spechte, Fledermäuse und andere Tierarten als „ökologisches Gold“ stehen.
Das stehende und liegende Alt- und Totholz ist für die Artenvielfalt von Vögeln, Säugetieren, Insekten und Pilzen enorm wichtig. Mit dem Programm Xylobius verfolgen wir in den letzten Jahren eine erfolgreiche Strategie zur Steigerung  des Totholzanteils auf stolze 7 % des lebenden Holzvorrates. Die die Biodiversität wird dadurch im Wald enorm unterstützt. (siehe auch Kapitel „Wildnis“).

Warum sollen die Bäume möglichst gerade sein und wenig Äste haben? Gerade die Krummen mit großen Ästen sind doch die Schönsten!

Das wir versuchen, möglichst Bäume mit geraden Stämmen „groß zu ziehen“ und zu ernten,  hat nichts mit übersteigertem Ordnungswahn oder mangelndem ästhetischem Empfinden zu tun. Eigentlich ist es ganz einfach: aus einem krummen Stamm, kann man kein Brett sägen. Und wer schon mal mit Holz gearbeitet hat, wird sicher nicht die Bretter mir vielen Ästen suchen, um etwas zu bauen. Denn diese sind sehr schwer zu bearbeiten und regelrechte „Sollbruchstellen“.
Die meisten Förster freuen sich auch über den Anblick eines richtig alten, verwunschenen Baumes mit vielen Höhlen und dicken Ästen! Damit es davon wieder mehr gibt, haben wir für den Staatswald ein eigenes Schutzprogramm „Xylobius“ entwickelt. Im Rahmen von Xylobius werden alte und ökologisch wertvolle Bäume ausgesucht, markiert und dauerhaft geschützt.

Graffiti im Wald - oder was bedeuten die bunten Zeichen an den Baumstämmen?

Bei Ihrem Waldbesuch können Sie auf unterschiedliche farbliche Markierungen an Bäumen treffen, die uns bei der Arbeit im Wald helfen.
Weiße Wellen rund herum um einen Baum, manchmal in Kombination mit einem roten Dreieck, kennzeichnen einen Biotopbaum, der besonders wichtig für den Naturschutz ist. Dies können markante Baumriesen mit bizarren Wuchsformen sein, absterbende Bäume mit Rissen und absterbender Rinde, an denen Konsolenpilze wuchern und in denen bereits Höhlen von Spechten oder Hohltauben sind.

Zwei parallele weiße Striche an gegenüberstehenden Bäumen weisen eine sogenannte Rückegasse aus. Das sind die schmalen, nicht befestigten Pfade, auf denen unsere großen Forstmaschinen bleiben müssen, damit der Waldboden nicht flächig befahren wird.

Punkte an den Bäumen kennzeichnen die Zukunftsbäume, die bei einer Pflegemaßnahme besonders gefördert werden sollen, weil sie jetzt schon von guter Qualität und Wuchsform und so vital sind, dass wir davon ausgehen können, dass sie noch viele Jahre wachsen können.

Schräge Striche nutzen wir Forstleute, wenn wir einen Baum zur Fällung freigeben.

Zahlen an Stämmen und Stammfüßen weisen auf Stichproben für die wissenschaftliche Begleitung in Versuchsflächen hin. Die so erfassten Bäume werden regelmäßig gemessen und beobachtet.

Warum werden Waldwege gesperrt?

Dafür gibt es mehrere Gründe. Auf jeden Fall liegt uns Ihre Sicherheit am Herzen!

Der Holzeinschlag ist eine gefährliche Arbeit – für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und für Sie! In Sekundenschnelle fallen tonnenschwere Bäume zu Boden. Deshalb ist die Sperrung der Einschlagsorte gesetzlich vorgeschrieben. Wer unbefugt Waldflächen betritt, in denen Holz eingeschlagen wird, begibt sich in Lebensgefahr.
Bitte beachten Sie deshalb zur eigenen Sicherheit die Absperrungen. Diese richten wir mit einer so großen Pufferzone ein, dass die Arbeitsorte für Sie in der Regel nicht einsehbar sind. Denn unsere heimischen Laubbäume werden locker 40 Meter hoch. Und die doppelte Länge ist der notwendige Sicherheitsabstand bei Baumfällungen. Das bedeutet, der Waldarbeiter oder die Waldarbeiterin steht unter Umständen 80 Meter tief im Wald und ist für Sie als Waldbesucherin und Waldbesucher unsichtbar.

Ein weiterer Grund kann die Durchführung einer Jagd sein. Auch wenn alle Beteiligten große Aufmerksamkeit und Sorgfalt walten lassen, ist ein Waldgebiet immer unübersichtlicher, als z.B. eine freie landwirtschaftliche Fläche. Auch hier gilt, dass eine Sperrung in der Regel von kurzer Dauer ist.

Fast alle Waldwege, auf denen Sie sich bewegen, wurden zur Bewirtschaftung der Wälder angelegt und werden mit Hilfe der Erträge aus der Bewirtschaftung von den Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern gepflegt. Unterhaltungsarbeiten oder Ausbauarbeiten mit größeren Maschinen und Materialeinsatz an diesem Wegenetz können dazu führen, dass Teile einer gewohnten Route kurzfristig nicht betreten werden dürfen.
Wenn es sinnvolle Alternativrouten gibt, schildern wir eine Umleitung für Sie aus.

Warum braucht man im Wald große Maschinen?

Die Arbeit im Wald ist nach wie vor eine körperlich sehr schwere und gefährliche Arbeit. Immer wieder kommen Forstwirtinnen und Forstwirte in Situationen, in denen Leib und Leben gefährdet ist. Dabei ist das Fällen von Bäumen die gefahrenträchtigste Arbeit. Wenn Stürme wie Kyrill oder Ela in den vergangene Jahren riesige Waldflächen wie Mikado Stäbchen durcheinander bringen, die Bäume unter Spannung liegen und kaum zu erreichen sind, erfordert dies höchste Vorsicht, Konzentration und Präzision – hier sind Profis gefragt! Und trotzdem gibt es immer wieder Unfälle mit Todesfolgen.

Jeder professionelle Betrieb sorgt durch gute Ausbildung und ständige Weiterbildung der Belegschaft dafür, dass man den Aufgaben gewachsen ist und unterstützt durch technische Hilfestellungen, wo es nur geht. So gibt es den Einsatz von großen Holzernte-maschinen (sog. Harvestern) beim Fällen von Bäumen. Traktoren und andere Rückefahrzeuge helfen, die gefällten Bäume an die Waldwege ziehen und dort aufzustapeln. Wieder andere LKWs bringen das Holz aus dem Wald zur weiteren Verarbeitung. Drei Bereiche, aus denen die großen Maschinen aus Gesundheitsvorsorge und Unfallschutz, aber auch aus logistischen und betriebswirtschaftlichen Gründen nicht mehr wegzudenken sind.

Die Arbeit mit Rückepferden geht leider nicht überall (siehe auch „Kann man die Holzernte auch sanfter betreiben?“)

Die modernen Holzernte- und Rückefahrzeuge haben sehr große und breite Reifen, oft mit Ketten ergänzt, die den Druck auf den Boden minimieren. Damit keine flächige Befahrung und Verdichtung der Waldböden stattfindet, fahren die Maschinen nur auf Waldwegen. Innerhalb der Waldbestände legen wir noch sogenannte Rückegassen fest, die auch befahren werden dürfen. ist.

Warum sind die Waldwege so dreckig und ramponiert?

Das recht kurze Zeitfenster der Einschlagssaison und die in unseren Regionen häufig fehlenden Frosttage sind für uns Forstleute und alle anderen Beteiligten wie Holzeinschlags- und Holzabfuhrunternehmen eine enorme logistische Herausforderung.


Und auch bei bester Planung und Durchführung lassen sich Schäden an den Waldwegen nicht ausschließen. Damit Sie unsere Forstwirtschaftswege bald wieder zum Spazierengehen und Joggen nutzen können, beseitigen wir diese im landeseignen Wald nach Abschluss der Arbeiten so rasch wie möglich.

 

Kann man die Holzernte auch „sanfter“ betreiben?

Ganz ohne Maschinen und deren Begleiterscheinungen wird es nicht gehen (siehe auch „Warum braucht man im Wald große Maschinen?“) und eine gewisse Menge an Holz muss aus betriebswirtschaftlichen Gründen an einem Ernte Ort zusammenkommen. Aber wir Forstleute arbeiten daran, die natürliche Walddynamik so zu nutzen, dass die Eingriffe pro Ort geringer werden. Auf dem Weg dorthin nutzen wir die Selbstregulation der Wachstumsabläufe – fast wie im Urwald, die sogenannte biologische Automation. In Wäldern, die gemischt nach Alter und Baumarten sind, können wir heute schon durch geschickte Nutzung von einzelnen Bäumen stabile und ökologisch wertvolle Waldbestände entwickeln, die auf kleiner Fläche von der Naturverjüngung bis zum alten Baumriesen alle Strukturen aufweisen.

Zu Wald und Holz NRW gehört auch ein Lehr- und Versuchsforstamt, dass sich intensiv mit den Fragen der naturnahen Waldbewirtschaftung beschäftigt und für unsere forstliche Praxis Konzepte und Arbeitsverfahren entwickelt, die so naturschonend wie nur möglich sind.
Unsere Experten arbeiten zum Beispiel an der

  • Erprobung unterschiedlicher Naturverjüngungsverfahren
  • Entwicklung und Einführung der Kahlschlags freien Bewirtschaftung durch Einzelbaum-Nutzung
  • Erarbeitung von Konzepten zur Einbeziehung von Pionierbaumarten wie Birke
    und Weide sowie seltenen Baumarten
  • Einführung von Verfahren zur Umgestaltung von Nadelholzreinbeständen in
    Mischbestände mit Laubholz.

Bei allen Überlegungen ist unser Ziel, durch die naturnahe Waldwirtschaft vielfältige, stabile und damit leistungsstarke Wälder aufzubauen.

Natürlich liegt uns bei der Waldarbeit nicht nur der Schutz des Menschen und der schonende Umgang mit dem Wald, sondern auch der Tierschutz am Herzen! Wo immer dies möglich ist, setzen wir neben den Maschinen Pferde ein. Aber das Ziehen der Baumstämme bis an die Wege, in der Fachsprache nennen wir das Rücken, ist nicht immer durch Pferde möglich. Das Gewicht der Stämme und die Beschaffenheit des Geländes – zu steil, zu nass, zu weitläufig - setzen da eindeutige Grenzen.

Brauchen wir mehr Wildnis?

Diese Frage bewegt uns Forstleute seit Jahrzehnten, denn wir möchten mit der Natur im Einklang und nicht gegen sie arbeiten. Mit der Ausweisung von sogenannten Wildnisentwicklungsgebieten (kurz WEG) leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität und schaffen Räume für natürliche Entwicklungsprozesse, aus denen wir wertvolle Rückschlüsse für eine naturnahe Waldpflege gewinnen können.
Das langfristige Ziel der Biodiversitätsstrategie sind 5 % der Gesamtwaldfläche in NRW (45.000 ha) auf freiwilliger Basis der natürlichen Waldentwicklung zu überlassen. Aktuell sind im landeseigenen Wald Wildnisentwicklunsgebiete in einer Größenordnung von 14.000 ha stillgelegt worden. Darin enthalten sind auch unsere Naturwaldzellen, in denen teilweise die Nutzung seit mehr als 40 Jahren ruht. Damit wurde die in der Biodiversitätsstrategie NRW das 10 % Ziel für den Staatswald schon vorbildlich umgesetzt!

Die WEGs sollen in einen länderübergreifenden Biotopverbund zusammenwachsen, in dem der Ablauf natürlicher Prozesse dauerhaft gewährleistet werden soll – und das möglichst unbeeinflusst vom Menschen. Eine Ergänzung der WEGs durch Hochmoorflächen, Stillgewässer und ihre Verlandungsreihen, natürliche Quellen und Fließgewässerabschnitte wird außerdem verfolgt.
Gewinner bei der Einrichtung von WEGs sind langfristig die an die Alters- und Zerfallsphase gebundenen Tier-, Pflanzen- und Pilzarten.

Wenn wir unsere forstlich bewirtschafteten Wäldern mit Urwäldern vergleichen, erkennen wir in beiden verschiedene, immer wiederkehrende Lebensphasen: Das sind die Fruchtbildung und die Ansamung von jungen Pflanzen (Naturverjüngung). arauf folgen das Wachstum mit dem Konkurrenzverhalten zwischen Bäumen und Baumarten. Durch diese kommt es zu einer natürlichen Verringerung der Baumanzahl. Die Bäume werden älter und sterben dann ab.

Der Urwald unterscheidet sich von einem Wirtschaftswald dadurch, dass immer alle Lebensphasen nebeneinander vorhanden sind und länger andauern. Das Alter der Bäume ist deutlich höher, die Strukturen sind meist vielfältiger und auch die Menge des Totholzes ist höher. Gerade die letzte Phase, die Zerfallsphase, ist für die Bewahrung der biologischen Vielfalt wichtig, weil es enorm viele Arten gibt, die diese Lebensphase zum Überleben – als Brut- oder Nahrungsstätte – brauchen. Greifvögel, Eulen, Schwarzstorch, Spechte, Fledermäuse, viele Insekten wie z.B. der Hirschkäfer oder der Eremit, aber auch holzzersetzende Pilze finden nur hier ideale Lebensbedingungen.

Da unsere heimischen Buchenwälder nur in Mitteleuropa vorkommen und teils in Deutschland ihren zentralen Verbreitungsschwerpunkt haben, übernehmen wir Forstleute in NRW eine hohe Verantwortung für den dauerhaften Erhalt dieses wichtigen Naturerbes. Deshalb fördern wir die natürliche Ansamung in den vorhandenen Altwäldern, mischen junge Buchen als Teil der nächsten Generation in die jetzigen Nadelwälder und weisen bei der nachhaltigen Pflege unserer Wirtschaftswälder besonders alte und mächtige Einzelbäume oder Baumgruppen als Biotopbäume aus. Auf deren Nutzung verzichten wir konsequent. So ermöglichen wir mit dem Programm Xylobius ein Stück Mini-Wildnis auf vielen kleinen Flächen im gesamten Landeswald.

Wie alt ist die Idee des Nutzungsverzichts in Waldflächen von NRW?

Die ersten sogenannten Prozessschutzflächen (Flächen auf denen kein Holz mehr genutzt wird) in NRW waren die Naturwaldzellen. In den Naturwaldzellen beobachten wir die natürlichen Kreisläufe des Waldes:
Die Idee aus den 1930er Jahren, die wenigen noch vorhandenen Relikte naturnaher Altwälder aus der Bewirtschaftung herauszunehmen, wurde im Europäischen Naturschutzjahr 1970 erneut aufgegriffen. Sie führte zum Naturwaldzellen-Programm in Nordrhein-Westfalen. 1971 wurden die ersten Naturwaldzellen (NWZ) in NRW durch ordnungsbehördliche Verordnung nach § 49 Landesforstgesetz ausgewiesen. Die inzwischen 75 Naturwaldzellen repräsentieren alle in Nordrhein-Westfalen vorkommenden natürlichen Waldgesellschaften mit einem Schwerpunkt bei den Buchenwäldern. Die NWZ werden konsequent sich selbst überlassen, die Bewirtschaftung ruht, anfallendes Holz wird nicht entnommen.

Wir Försterinnen und Förster beobachten die Veränderung der Baumartenzusammensetzung, der Waldstrukturen und den Anteil von Alt- und Totholz in den Naturwaldzellen. Dabei erhalten wir wichtige Hinweise zur Veränderung der gesamten Pflanzenwelt in Zeiten des Klimawandels, zur Waldökologie insgesamt und lernen daraus für die naturnahe Bewirtschaftung unserer Wälder.

Siehe auch: die Vogelschutzrichtlinie von 1979 zum Erhalt der europäischen Vogelarten und die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (518 FFH-RL) aus 1992 zum Erhalt der europäischen Lebensräume (Habitat) mit ihrem typischen Arteninventar (Fauna und Flora) und Natura 2000.


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