Skip to main content
Förderung für
den Waldbesitz

Zeitenwende im Wald – Krise als Chance

Aktueller Nachhaltigkeitsbericht von Wald und Holz NRW

25.09.20Pressemitteilung

Wald und Holz NRW hat heute im Rahmen einer Video-Pressekonferenz den aktuellen Nachhaltigkeitsbericht 2019/2020 vorgestellt. Der Bericht, die Aufzeichnung der Pressekonferenz und weitere Unterlagen stehen auf unserer Internetseite unter folgendem Link bereit: https://www.wald-und-holz.nrw.de/aktuelle-meldungen/nrwebtv-nachhaltigkeitsbericht-2019/2020

Im Wald herrscht jetzt schon im dritten Jahr eine Großkalamität.

Hanns Christian Wagner, Fachbereichsleiter Staatswald: „Unsere Wälder sind vielerorts nicht mehr wiederzuerkennen. Trockenheit und Borkenkäfer machen alte waldbauliche Gewissheiten zunichte. Die vielfältigen Funktionen des Waldes für Klima, Natur und Gesellschaft können leiden.“ Die Zeiten, in denen im Staatswald Gewinne erwirtschaftet werden konnten, die auch dazu genutzt wurden, die Leistungen des Waldes für die Gesellschaft zu finanzieren, sind für die nächsten Jahrzehnte vorbei. Auch das meint „Zeitenwende im Wald“, der Titel des Nachhaltigkeitsberichts.

Das Sterben der Bäume an den Folgen des menschgemachten Klimawandels setzt sich ungebremst fort. Andreas Wiebe, Leiter Wald und Holz NRW: „Der Klimawandel zwingt uns, viele Fragen neu zu stellen, denn der Altersklassenwald ist nicht mehr zukunftsfähig. Zugleich ändert sich die Nachfrage der Gesellschaft nach Wald – etwa als Freizeit- und Erholungsraum. Wir müssen uns darüber verständigen, was unser Wald in Zukunft leisten soll.“

Die Krise bietet aber auch die große Chance, die Weichen für die Zukunft neu zu stellen. Klimastabiler Mischwald ist die Aufgabe der Forstleute. Ein weiterer Aspekt der Zeitenwende im Wald.

Försterinnen und Förster von Wald und Holz NRW sorgen durch eine naturnahe Bewirtschaftung für eine nachhaltige Bereitstellung des Rohstoffes Holz. Allerdings lag 2019 der Holzeinschlag im Staatswald mit 179% deutlich über dem Zielwert des Nachhaltshiebsatzes von 530.000 Festmeter pro Jahr. Hanns Christian Wagner: „Eine Folge der durch Sturm, Dürre und Borkenkäfer erforderlichen Zwangsnutzung. Eine Tendenz, die sich in 2020 fortsetzt. Mittelfristig muss der Nachhalthiebsatz wieder eingehalten werden.“

Es ist erforderlich, mit der Hilfe des Waldbaukonzepts NRW einen zukunftsfähigen, klimastabilen Wald zu etablieren, der den vielfältigen gesellschaftlichen Ansprüchen gerecht wird. Der Staatswald hat hier Vorbildfunktion und unterstützt mit dem Zentrum für Wald und Holzwirtschaft den Privatwald mit seiner Forschung für die Praxis und einem umfangreichen Schulungs- und Beratungsangebot.

 

Andreas Wiebe: „Sauberes Wasser, saubere Luft, Raum für Natur und Erholung – das alles sind unsere Lebensgrundlagen und unverzichtbare Leistungen, die der Wald für uns alle erbringt. Auch brauchen wir den heimischen nachwachsenden Rohstoff Holz dringender denn je, wenn wir es ernst meinen mit der Dekarbonisierung unserer Wirtschaft.“

Durch seine nachhaltige Bewirtschaftung trägt Wald und Holz NRW maßgeblich zum Klimaschutz bei. Wald und Holz NRW gewährleistet den Erhalt des Waldökosystems als Lebensraum für artenreiche Flora und Fauna. Rückkehrer wie Wildkatze, Schwarzstorch und Luchs belegen dies eindrucksvoll. Zudem sichert Wald und Holz NRW durch sein umsichtiges Handeln Waldleistungen wie Luftreinhaltung, Sauerstoffproduktion, Wasserfilterung und -speicherung. Der Waldboden filtert und speichert große Mengen von Wasser und verhindert dadurch den Oberflächenabfluss. 17% der Staatswaldfläche ist Wasserschutzgebiet. Die Forderungen der nationalen Biodiversitätsstrategie nach 10% Prozessschutz im öffentlichen Wald sind im landeseigenen Wald in NRW seit vielen Jahren erfüllt. Zusätzlich sind durch das Xylobius-Projekt mehr als 20.000 Bäume im bewirtschafteten Wald erfasst, die dauerhaft als Biotopbäume allein dem Naturschutz dienen.

Andreas Wiebe: „Wir wollen einen Wald, der seine Funktionen auch für die nachfolgenden Generationen erfüllen kann. Wir wollen einen stabilen, vitalen und prosperierenden Wald übergeben. Zwar hat uns alle die Wucht überrascht, mit der Stürme, Dürre und Borkenkäfer in den vergangenen beiden Jahren große Waldflächen vernichtet haben. Doch beschäftigen wir uns schon seit langer Zeit damit, wie wir unter den Vorzeichen des Klimawandels unseren Wald gestalten.“

Als gemeinwohlorientiertes, öffentliches Unternehmen nimmt Wald und Holz NRW besondere Verantwortung im gesellschaftlichen und sozialen Bereich wahr. Dies betrifft viele unterschiedliche Segmente: Wald und Holz NRW gewährleistet, dass Wald für Erholungszwecke zur Verfügung steht, unterstützt die 150.000 Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer in NRW, trägt als Auftraggeber zur Strukturverbesserung im ländlichen Raum bei und gibt im Rahmen seiner Umweltbildung wichtiges Wissen rund um den Wald weiter.

Umweltbildung bei Wald und Holz NRW ist verwurzelt im UNESCO-Konzept Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). 2019 konnten 117.181 Personen mit unseren Angeboten in der Umweltbildung erreicht werden – Jugendwaldheim-Aufenthalte nicht mitgezählt.

Wald und Holz NRW bildet nachhaltig qualifizierte Fachkräfte weit über den eigenen Bedarf hinaus in unterschiedlichen Ausbildungsverhältnissen aus. Die Ausbildungsquote, also das Verhältnis Auszubildende im Verhältnis zum Vollzeitäquivalent der Beschäftigten, beträgt 13,3% und konnte im Verhältnis zum Vorjahr gesteigert werden.

Wald und Holz NRW steuert so umfassend und vorausschauend wie möglich den Einsatz seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ganz im Sinne einer nachhaltigen Unternehmensführung haben Qualifizierung und Weiterbildung sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf einen hohen Stellenwert. Auch mit seinem betrieblichen Gesundheitsmanagement wird Wald und Holz NRW seiner Verantwortung als Arbeitgeber vorbildlich gerecht.

Sturm, Dürre und Borkenkäfer, die das forstliche Arbeiten in den letzten Jahren wie nie zuvor prägten, sind keine einzigartigen Phänomene, nach deren Bewältigung es weiter geht wie zuvor. Wir erleben gerade eine Zeitenwende im Wald. Der Wald wird sich verändern und zugleich verändern sich die Ansprüche der Gesellschaft an den Wald.


» Seite drucken